BI in Krankenhäusern

Personal- und Behandlungskosten sinken

27.05.2010
Von Hartmut  Wiehr

Das Dilemma des Gesundheitswesens

Die Aberdeen Group geht davon aus, dass die aktiven Träger des Gesundheitssystems noch immer in dem Spagat zwischen steigenden internen Kosten und sinkenden Zuschüssen von außen befangen sind. Die Anwendung von Business-Intelligence-Technologien könne jedoch eine Roadmap aufzeigen, auf der Produktivität und Gewinne steigen sowie die Kosten reduziert werden können.

Das Gesundheitswesen unterscheidet sich laut Aberdeen Group allerdings grundlegend von anderen Zweigen der Volkswirtschaft: Patienten und gesellschaftliche Gruppen erwarten die neuesten Diagnose- und Behandlungsmethoden, sind aber nicht bereit, dafür direkt zu bezahlen. In den meisten industrialisierten Ländern wird das Gesundheitswesen dagegen indirekt über Krankenkassenbeiträge und Staatszuschüsse finanziert. Die vielen unterschiedlichen Geldgeber versuchen ihre jeweiligen Interessen durchzusetzen und setzen so die Krankenhäuser und niedergelassenen Ärzte einem kontinuierlichen Druck aus.

Diese Ausgangssituation wird in ihrer Unübersichtlichkeit begleitet von ebenfalls äußerst komplexen Informationssystemen, wie sie in und zwischen den Institutionen des Gesundheitswesens verwendet werden. Informationen, die helfen könnten, mehr Qualität und effektive Ausgabenstrukturen in die Behandlung der Patienten zu bringen, sind über inkompatible Anwendungen auf diversen Server-Silos verstreut oder – sehr häufig – nur auf Papier vorhanden. Insofern ist das Gesundheitswesen eigentlich ein Paradefall für die Anwendung von software-gestützter Business Intelligence, meint die Aberdeen Group.

Bei einer Befragung von Krankenhäusern wurden besonders erfolgreiche mit jenen verglichen, die durchschnittliche Geschäftserfolge aufweisen. Als besonders erfolgreich („Best-in-Class Performance") gelten für Aberdeen jene Organisationen, die einen Gewinn von 9 Prozent abwerfen, gegenüber dem Durchschnitt im Gesundheitswesen von 1 Prozent. Als zweites Kriterium gilt, wie schnell ihre Einnahmen beglichen werden: 36 Tage gegenüber durchschnittlich 46 Tagen. Drittes Kriterium ist die Fluktuation bei Krankenschwestern von 10 versus 14 Prozent.

Um Business Intelligence zur Unterstützung des Geschäftserfolgs im medizinischen Bereich einzusetzen, empfiehlt die Aberdeen Group eine Kombination von strategischen Aktionen, Verbesserung des Organisationsgefüges und Einführung besonderer Technologien wie elektronische Datenerfassung und eben Business Intelligence. Krankenhäuser sollten Wert auf die Qualifikationen ihrer Mitarbeiter legen, aber auch die realen Personalkosten ermitteln, wozu auch das effektive Verhältnis von Mitarbeitern zu Patienten gezählt wird. Außerdem sollen die Behandlungskosten pro Patient auf den Prüfstand gestellt werden.