DNA-basierende Reduzierung der Bandbreite

Peribit drückt Weitverkehrskosten von Firmen

11.10.2002
MÜNCHEN (CW) - Unternehmen suchen fieberhaft nach Möglichkeiten, um ihre IT-Kosten zu senken. Großes Einsparungspotenzial sieht der Anbieter Peribit Networks im Bereich der WAN-Verbindungen: Mit Hilfe seiner DNA-basierenden Produkte soll sich die für Übertragungen benötigte Bandbreite drastisch reduzieren lassen.

Was hat das menschliche Erbgut mit Datenströmen zu tun? Auf den ersten Blick nichts, werden viele sagen. Das ist nicht korrekt: Ähnlich wie die DNA sind Übertragungen in einem Netz aus verschiedenen, immer wiederkehrenden Elementen zusammengesetzt. In beiden Fällen entstehen dabei Muster, die sich wiederholen: Angaben des Herstellers Peribit Networks zufolge macht diese redundante Information etwa 70 bis 90 Prozent des gesamten Datenverkehrs aus.

Die von dem amerikanischen Unternehmen entwickelte Technik zielt darauf ab, diese Wiederholungen zu beseitigen. Sie geht zurück auf Forschungen im Umfeld der DNA-Sequenzanalyse. Peribit-Gründer Amit Singh entwickelte an der Universität Stanford einen Algorithmus, mit dem sich wiederkehrende Muster innerhalb des menschlichen Erbguts schnell erkennen lassen. Dieses Verfahren, bei dem es um aus vier Elementen zusammengesetzte Informationen geht, modifizierten die Experten dann so, dass es auf die Datenübertragung auf Byte-Ebene angewendet werden kann.

Und so können Unternehmen mit dem Verfahren sparen: Sie benötigen "Sequence Reducer" (SR), spezielle Hardwarekomponenten, die an beiden Enden einer WAN-Verbindung, jedoch innerhalb der Firewall-Grenzen des LAN, angeschlossen werden. Das ist deswegen notwendig, weil sonst die Daten innerhalb der VPN-Verschlüsselungstunnels, die zwischen einzelnen Firewalls aufgebaut werden, nicht komprimiert werden können.

Weniger ist mehr

In den SRs untersucht Peribits Molecular Sequence Reduction (MSR) genannte Technik den Datenstrom auf sich wiederholende Bit-Strukturen, erfasst diese in einer Bibliothek und ersetzt die Informationen für die Übertragung durch ein Label. Auf der Empfängerseite wird dieser Prozess wieder umgekehrt. Die Hardware ist in zwei Versionen verfügbar: Der "SR-50" und der "SR-55" unterscheiden sich lediglich darin, dass das zweite Modell nicht nur Ethernet- und Fast-Ethernet-, sondern auch Gigabit-Ethernet-Anschlüsse unterstützt.

Das vorhandene Netz muss in keiner Weise verändert werden, außerdem erkennen sich an verschiedenen Firmenstandorten installierte Peribit-Geräte automatisch. Sie tauschen daraufhin Informationen aus, welche IP-Adressen die Rechner haben, die von ihnen jeweils abgedeckt werden. Weiterführende Konfigurationen und Auswertungen können Administratoren via Web-Browser vornehmen. Laut Hersteller reicht bereits die Analyse von 10 MB Datenvolumen aus, um alle für das jeweilige Unternehmen spezifischen Muster innerhalb der WAN-Übertragungen zu erkennen und abzulegen. Danach reduzieren die Komponenten automatisch den Datenstrom, wenn Rechner zwischen zwei mit den Lösungen ausgestatteten Standorten kommunizieren. Alle anderen Übertragungen werden ganz normal weitergeleitet, es besteht daher auch nicht die Notwendigkeit, sämtliche Niederlassungen mit der Lösung auszurüsten. Bis zu 100 Geräte lassen sich zu einer Community zusammenfassen. Besitzt ein Unternehmen mehr Standorte, können weitere Maschinen angebunden werden, was jedoch ein spezielles Netzdesign erfordert.

Peribit verspricht enorme Einsparungen: So soll sich die benötigte Bandbreite für WAN-Verbindungen im Optimalfall um den Faktor zehn reduzieren, die Kosten für WAN-Leitungen um bis zu 50 Prozent senken lassen.

Preis je nach Bandbreite

Über die Management-Konsole kann der Datenverkehr analysiert und ausgewertet werden. Dabei wird auch angezeigt, wie groß das Optimierungspotenzial ist. Shane Buckley, President Europa, Mittlerer Osten und Afrika bei Peribit, verspricht: "Wir sagen den Kunden genau, welchen Kapazitätsgewinn sie erwarten können."

Die Preise für die Geräte richten sich nach der von diesen unterstützten WAN-Bandbreite. Bis zu 256 Kbit/s kostet die Lizenz 6000 Euro. Höhere Durchsatzraten können per Lizenz-Upgrade freigeschaltet werden. Die Obergrenze liegt bei 45 Mbit/s (reduzierte Bandbreite). In dieser Ausstattung kosten die Komponenten dann 67500 Euro. (ave)