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Peregrine will Gläubigerschutz beenden

07.08.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die auf Software für Asset Management und Helpdesk spezialisierte US-Firma Peregrine Systems könnte einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge noch in dieser Woche ihren Gläubigerschutz beenden, unter den sich das Unternehmen vor weniger als einem Jahr nach einem massiven Bilanzskandal (Computerwoche online berichtete) hatte begeben müssen. Die 1981 gegründete und in San Diego ansässige Company ist nach Management-Angaben die erste börsennotierte Firma, die den Chapter-11-Prozess übersteht. Dieser bestand aus unter anderem Management-Austausch, weit reichender Restrukturierung, Regierungsermittlungen und Rechtsstreiten. "Das ist wie die biblischen zehn Plagen - ich denke, wir hatten die meisten davon", kommentierte CEO (Chief Executive Officer) Gary Greenfield, der seit Juni

vergangenen Jahres im Amt ist. "Auf die Heuschrecken warte ich allerdings noch."

Dem Unternehmen ist es nach eigenen Angaben gelungen, trotz anfänglicher Bedenken die meisten Reseller und vor allem den bestehenden Kundenstamm zu halten. Zwar sei es kaum gelungen, Neukunden zu akquirieren, doch hätten beispielsweise 80 Prozent der Bestandskunden ihre Wartungsverträge erneuert. Peregrines Software funktioniert nach Einschätzung von Experten gut und ist auch nicht ohne weiteres zu ersetzen, weil sie oftmals speziell angepasst ist und zahlreiche Mitarbeiter darauf geschult sind. "Wenn man das einmal hat, ist man für Jahre commited", meint Fred Broussard, Senior Analyst bei der IDC. "Selbst wenn sei es hassen würden, bräuchten Sie Jahre, um es zu ersetzen."

Peregrine hatte im September 2002 Gläubigerschutz beantragt, nachdem es durch die Entdeckung von Fehlbuchungen im Mai 2002 in Bargeldnöte geraten war. Im Februar veröffentlichte die Firma revidierte Bilanzen für elf Quartale und gestand, 509 Millionen Dollar zu viel Umsatz verbucht zu haben. In der Folge einigte sich Peregrine ohne Schuldeingeständnis mit der US-Börsenaufsicht SEC; drei frühere Manager - darunter der Ex-Finanzchef - bekannten sich in einer strafrechtlichen Ermittlung von US-Bundesbehörden für schuldig.

Ein im vergangenen Monat genehmigter Restrukturierungsplan sieht vo, dass Peregrine viele seiner Schuldner im Laufe der kommenden vier Jahre komplett ausbezahlt. 33 Prozent der Aktien an der "neuen" Peregrine erhalten die Altaktionäre, die bei vergleichbaren Konkursverfahren sonst oft leer ausgehen. Die neue Firma wird nach dem Verkauf verschiedener Bereiche und dem Abbau vieler Arbeitsplätze deutlich kleiner sein als früher. Für das erste Jahr nach Ende des Gläubigerschutzes erwartet Peregrine Gerichtsunterlagen zufolge 177,8 Millionen Dollar Umsatz (davon 77 Millionen Lizenzgeschäft) sowie 14,4 Millionen Dollar Nettogewinn. Für das Fiskaljahr 207 werden 243 Millionen Dollar Umsatz avisiert. (tc)