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Peregrine verkauft seine E-Commerce-Sparte

14.06.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der neue CEO (Chief Executive Officer) von Peregrine Systems, Gary Greenfield, hat rasch erste Schritte zur Stabilisierung des angeschlagenen Unternehmens unternommen. Er hat einen 50-Millionen-Dollar-Kredit aufgetan und den Verkauf der E-Commerce-Aktivitäten ausgehandelt. Den Überbrückungskredit stellt Ableco Finance bereit, er muss im kommenden Jahr zurückgezahlt werden.

Sein "Supply-Chain-Enablement"-Geschäft veräußert Peregrine für eine unbekannte Summe an Golden Gate Capital. Der Deal soll noch in diesem Monat abgeschlossen werden. Die aus den übernommenen Firmen Harbinger und Extricity bestehende Sparte lieferte im vergangenen Geschäftsjahr lediglich 120 Millionen Dollar Umsatz ab. Ursprünglich war ein Rückverkauf an das frühere Management vorgesehen - ein Eingeständnis, dass Peregrine sich mit den Zukäufen allzu weit von seinem Kerngeschäft Infrastruktur-Management entfernt hatte. Für Harbinger hatte die Company aus San Diego im April 2001 satte 2,1 Milliarden Dollar (in Aktien) gezahlt; Extricity kostete einen Monat zuvor 168 Millionen Dollar.

Zu Golden Gate hat Greenfield historisch gute Beziehungen. In seinem vorigen Job als Merant-Chef hatte er das Cobol-Geschäft von Micro Focus für 62,5 Millionen Dollar an die Beteiligungsfirma verkauft. Deutlich schwerer dürfte dem Peregrine-Chef aber die Suche nach einem Käufer für den CRM- und Helpdesk-Spezialisten Remedy fallen, den Peregrine vor rund einem Jahr für knapp 1,1 Milliarden Dollar übernommen hatte. Der Verkauf wurde bereits mit der Ankündigung eingeläutet, Remedy werde künftig unter Führung von Firmengründer und Ex-CEO Larry Garlick wieder unabhängig agieren.

Peregrine steht zurzeit im Mittelpunkt eine Bilanzskandals. Nachdem Wirtschaftsprüfer KPMG Unregelmäßigkeiten bei Umsatzbuchungen in Höhe von bis zu 100 Millionen Dollar entdeckt hatten, mussten CEO und CFO ihren Hut nehmen (Computerwoche online berichtete). Die US-Börsenaufsicht untersucht die Lage, die sich noch verschärft hat, nachdem KMPG auch noch Nebenabsprachen und "möglichen Betrug" meldete. (tc)