Mit Übernahmen in die erste Softwareliga

Peregrine Systems schluckt Remedy

15.06.2001
MÜNCHEN (CW) - Für rund 1,1 Milliarden Dollar übernimmt Peregrine Systems seinen Konkurrenten Remedy. Damit schwingt sich das Unternehmen zu einem der größten Anbieter von Tools für das Infrastruktur-Management auf.

Die Kaufsumme für Remedy beträgt 1,09 Milliarden Dollar und wird in Aktien sowie bar beglichen. Peregrine bietet neun Dollar für jeden Remedy-Anteilschein zuzüglich rund 0,9 eigene Aktien an. Diese Offerte ist überaus großzügig, denn sie bewertet die Remedy-Aktie mit 35 Dollar oder fast dem doppelten Wert, für den sie gegenwärtig an der Börse gehandelt wird. Die Verwaltungsräte der Unternehmen haben dem Handel bereits zugestimmt. Mit Remedy, einem Anbieter von Lösungen für Helpdesk und Customer-Relationship-Management (CRM), kann Peregrine sein Portfolio abrunden. Während der Softwarekonzern seine Helpdesk-Tools hauptsächlich für den Einsatz in Großunternehmen konzipiert hat, sind die Remedy-Programme auch im Mittelstand gefragt.

Zudem bieten sie die Möglichkeit, eigene Applikationen zu entwickeln und zu integrieren. Remedy hat in den ersten drei Monaten dieses Jahres rund 64 Millionen Dollar umgesetzt und dabei einen Nettoverlust von 6,2 Millionen Dollar erwirtschaftet.

In letzter Zeit machte Peregrine vor allem durch Übernahmen auf sich aufmerksam. Im April 2000 wurde der EDI- und B-to-B-Spezialist Harbinger für 2,1 Milliarden Dollar geschluckt, Mitte März 2001 kaufte Peregrine das EAI-Unternehmen Extricity für 168 Millionen Dollar. Zwischenzeitlich verleibten sich die Kalifornier noch das Service-Desk-Geschäft der IBM-Tochter Tivoli für 105 Millionen Dollar ein. Dabei zielt Peregrine darauf ab, die Asset- und Infrastruktur-Programme über Internet-basierende Handelsplattformen direkt mit den Lieferanten zu verbinden.

In einem Gespräch mit der COMPUTERWOCHE hatte Peregrine-Chairman Stephen Gardner kurz vor Abschluss der Verhandlungen mit Remedy neue Übernahmen angedeutet. Ein Ziel des Unternehmens sei es in diesem Jahr, seinen Marktanteil im Bereich Infrastruktur-Management weiter auszubauen. Gegenwärtig sei zudem ein guter Zeitpunkt für Zukäufe, so Gardner. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten habe sich der Aktienkurs von Peregrine trotz des wirtschaftlichen Niedergangs in den USA gut behauptet (siehe dazu auch das Interview mit Stephen Gardner auf Seite 38).