Peoplesoft-Übernahme: Es geht ums Geld

23.11.2004
Über 60 Prozent der Aktionäre votierten für den Verkauf an Oracle. Trotzdem denkt Peoplesofts Management nicht daran, die weiße Fahne zu hissen.

Die Eigentümer von Peoplesoft haben gesprochen und sich mit einer überwältigenden Mehrheit für den Verkauf an Oracle entschieden", bewertet Oracle-Chef Lawrence Ellison das Votum der Peoplesoft-Aktionäre. Bis zum Ablauf der Frist in der Nacht vom 19. auf den 20. November wurden dem Datenbankspezialisten knapp 229 Millionen Peoplesoft-Anteile zum Verkauf zugesagt. Das entspricht einem Anteil von über 60 Prozent.

Jetzt sei es an der Zeit, die Sache zu Ende zu bringen, heißt es in einem offenen Brief der Oracle-Führung an das Peoplesoft-Management. Dies diene dem Wohl der Aktionäre, Kunden und Angestellten von Peoplesoft. In dem Schreiben betont Oracles Chairman Jeffrey Henley noch einmal die angeblichen Vorteile der geplanten Akquisition. Nur ein kombiniertes Unternehmen könne den Konkurrenten Microsoft und SAP die Stirn bieten. Das Angebot von 24 Dollar je Peoplesoft-Aktie sei fair und werde von einer breiten Mehrheit unterstützt. Daher müsse die Peoplesoft-Führung ihre Abwehrmaßnahmen einstellen und in abschließende Verhandlungen einwilligen, heißt es in dem Schreiben.

Doch davon will die Peoplesoft-Spitze vorerst nichts wissen. Die Offerte von 9,2 Milliarden Dollar sei unangemessen und entspreche nicht dem wahren Wert des Unternehmens, lautete die prompte Antwort von George Battle, dem Chef des zuständigen Peoplesoft-Verwaltungsratsausschusses. Die Verantwortlichen berufen sich dabei auf Gespräche mit Großinvestoren. Demnach sei die Mehrheit der Anteilseigner der Meinung, das Angebot von 24 Dollar sei zu niedrig - auch wenn manche dieser Aktionäre ihre Papiere Oracle zugesagt hätten.

Allem Anschein nach geht es letztendlich nur noch um den Preis. Peoplesoft sei derzeit auch mehr wert als die 26-Dollar-Offerte, die Oracle im Februar dieses Jahres lanciert, dann aber Mitte Mai 2004 aufgrund schlechter Ergebnisse auf Seiten Peoplesofts wieder auf 21 Dollar gesenkt hatte. In ihrer offiziellen Antwort loben die Peoplesoft-Verantwortlichen ihr Unternehmen in den höchsten Tönen: Seit Jahresbeginn habe man 418 neue Lizenzkunden gewonnen. Ferner seien zusätzliche Einnahmequellen und Cross-Selling-Möglichkeiten erschlossen worden. Daher sei für das kommende Jahr mit weiterem Wachstum zu rechnen. Peoplesoft sei jedoch bereit, über einen angemessenen Preis zu diskutieren. "Sollte Oracle dazu gewillt sein, nehmen Sie bitte direkt Kontakt zu mir auf", wandte sich Battle an das Oracle-Management.

"Wir haben offensichtlich einen toten Punkt erreicht", antwortete Oracle-Chairman Henley. Es sei nicht nachzuvollziehen, warum Peoplesoft heute mehr wert sein solle als im Frühjahr 2004 zur Zeit des 26-Dollar-Angebots. Der Ausblick des Unternehmens auf das Jahr 2005 sei unglaubwürdig, moniert der Oracle-Manager. Die guten Nachrichten dienten nur als Vorwand, auch das aktuelle Oracle-Angebot auszuschlagen. Im Grunde seien 21 Dollar je Peoplesoft-Papier ein fairer Preis. Nur um die Sache endlich zu Ende zu bringen, habe sich Oracle dazu durchgerungen, 24 Dollar zu bieten.

Aktionäre nicht warten lassen

"Ihre Aktionäre hatten mehr als eineinhalb Jahre Zeit, die Angebote zu vergleichen, und haben sich für Oracle entschieden", appellierte Henley nach Pleasanton. "Sie sollten nicht noch weitere Monate warten müssen."

Ob Ellison gewillt ist, seine Offerte ein weiteres Mal aufzustocken, um den Deal unter Dach und Fach zu bekommen, war zu Redaktionsschluss nicht abzusehen. In den vergangenen Wochen hatten die Verantwortlichen des Datenbankspezialisten jedoch immer wieder bekräftigt, der Preis von 24 Dollar pro Peoplesoft-Aktie sei das letzte und beste Angebot. Damit steckt das nach Microsoft zweitgrößte Softwareunternehmen der Welt in der Klemme, folgert Charles Di Bona, Analyst von Sanford C. Bernstein & Co. Erhöht Ellison seine Offerte ein weiteres Mal, sei dies ein Signal an alle künftigen Übernahmeobjekte, mehr herausholen zu können als das letzte und beste Angebot. Bleiben die Verantwortlichen von Oracle und Peoplesoft jedoch stur, könne sich der seit nunmehr 17 Monaten andauernde Übernahmekampf noch länger hinziehen.

Fortsetzung vor Gericht

Oracle wird seine Bemühungen fortsetzen. Die Frist zum Kauf der Peoplesoft-Anteile wurde bis zum 31. Dezember 2004 verlängert. Auch die gerichtlichen Auseinandersetzungen gehen weiter. So bemüht sich Oracle derzeit vor einem Gericht im US-amerikanischen Bundesstaat Delaware, Peoplesoft seine Abwehrmaßnahmen verbieten zu lassen. Laut den eigenen Statuten kann Peoplesoft weitere Aktien auf den Markt werfen, sollte ein Anteilseigner mehr als 20 Prozent der Papiere auf sich vereinigen. Durch diese Giftpille könnte Oracle der Kauf von Peoplesoft deutlich teurer kommen als ursprünglich geplant.

Experten zufolge ist es zwar grundsätzlich unwahrscheinlich, dass die Abwehrmaßnahmen per Gerichtsbeschluss für unzulässig erklärt werden. Jedoch kann Oracle gegenüber Richter Leo Strine nun mit dem Mehrheitsvotum der Peoplesoft-Aktionäre argumentieren. Bis Redaktionsschluss lagen noch keine Informationen zu dem am 25. November wieder aufgenommenen Verfahren vor.

Doch auch nach Abschluss des Prozesses könnten sich die Querelen hinziehen. So ist beispielsweise fraglich, ob Peoplesofts Großaktionäre nach einer richterlichen Zustimmung die Ausgabe weiterer Aktien, durch die sich ja ihr eigener Anteil prozentual reduzieren würde, widerspruchslos hinnehmen würden. Sollte Strine pro Oracle entscheiden, dürfte der Druck auf die Peoplesoft-Führung weiter zunehmen, sich zu einigen. Bleibt diese jedoch stur, muss Oracle bis zur nächsten Hauptversammlung im Frühjahr 2005 warten. Dann werden vier der insgesamt sieben Verwaltungsratsmitglieder von Peoplesoft neu gewählt. Allerdings muss sich der Datenbankanbieter beeilen. Die Frist zur Nominierung der Kandidaten läuft am 25. November ab. Mit der Aktienmehrheit im Rücken sollte es Oracle jedoch gelingen, seine Kandidaten durchzubringen. Damit dürfte die Schlacht dann endgültig gewonnen sein.