Viertes Quartal im Rahmen der Erwartungen

Peoplesoft sagt SAP den Kampf an

06.02.2004
MÜNCHEN (CW) - Peoplesoft hat in der Übernahmeschlacht mit Oracle zunehmend Oberwasser. Die nun schon Monate andauernde Hängepartie in dieser publicityträchtigen Auseinandersetzung und der steigende Kurs der Peoplesoft-Aktie zeigen Wirkung. Im Schlussquartal 2004 musste der ERP-Spezialist indes dem Kauf von J.D. Edwards Tribut zollen, übertraf aber die Prognosen der Analysten.

Craig Conway sieht derzeit offenbar wenig Anlass, mit selbstbewussten Äußerungen hinterm Berg zu halten. Der CEO des US-amerikanischen ERP-Spezialisten nutzte vergangene Woche seinen Auftritt auf einer "Handelsblatt"-Konferenz in Düsseldorf zu einer markigen Kampfansage an SAP. Conway skizzierte in diesem Zusammenhang die Umrisse einer "dritten Generation" von Unternehmenssoftware. Internet-Zugang, Echtzeit-Informationen, anwendungsübergreifende Integration, Analytik und rollenbasierter Inhalt werden "dramatische Auswirkungen auf das Geschäft haben". Diesen bevorstehenden Architekturwandel betrachte seine Company als Chance, die Marktverhältnisse neu zu ordnen. Nach dem Kauf von J.D. Edwards sehe sich Peoplesoft weltweit als die Nummer zwei im ERP-Markt. Wie Airbus sich gegen den lange Zeit führenden Flugzeughersteller Boeing durchsetzte, werde man, so Conway, den heutigen ERP-Marktführer bei den Themen Innovation, Preis und Wartungsaufwand stellen. "In jedem Land, in jeder Branche und bei jeder Anwendung werden wir SAP herausfordern."

Offensiv kommentierte Conway auch den seit Monaten andauernden Versuch einer feindlichen Übernahme durch Oracle. Er rechne mit einem "baldigen Ende" respektive Scheitern dieser Aktion. Allerdings räumte der Peoplesoft-Chef ein, dass es in den USA keine gesetzliche Frist gibt, binnen derer ein solcher Übernahmeversuch als gescheitert gilt. Oracle hat bereits zum vierten Mal die seit dem 6. Juni 2003 geltende Offerte von 19,50 Dollar pro Peoplesoft-Aktie (nun bis zunächst 13. Februar 2004) verlängert - ohne jemals die Bereitschaft erkennen zu lassen, dieses Angebot aufzustocken. Da jedoch der Kurs der Peoplesoft-Aktie inzwischen auf knapp 24 Dollar gestiegen ist, hält sich das Interesse der Peoplesoft-Aktionäre in Grenzen. Jüngsten Umfragen zufolge sollen nur noch drei Prozent der Peoplesoft-Anteilseigner eine entsprechende Verkaufsabsicht hegen. Auch die Tatsache, dass Oracle die ursprünglich für die Übernahme vereinbarte Kreditlinie von fünf auf 1,5 Milliarden Dollar reduziert hat, spricht nach Auffassung vieler Beobachter nicht für die Ernsthaftigkeit der Offerte von Larry Ellision.

Unterdessen ist der Nettoprofit von Peoplesoft im vierten Quartal 2003 aufgrund akquisitionsbedingter Kosten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 70 Prozent von 57,4 auf 17,4 Millionen Dollar zurückgegangen. Gleichzeitig gelang es der Company, mit einem Umsatzwachstum um 34 Prozent von 512,3 auf 685,2 Millionen Dollar die eigenen Angaben und die Erwartungen der Wall Street zu übertreffen. Auch die Lizenzerlöse lagen mit 185,4 Millionen Dollar über Plan, im Schlussquartal 2002 hatte das - damals noch ohne J.D. Edwards agierende - Unternehmen hier lediglich 143,2 Millionen Dollar erwitschaftet. Da Peoplesoft den Beitrag von J.D. Edwards zum konsolidierten Umsatz nicht separat ausweist, fällt der direkte Vergleich zum vierten Quartal 2002 allerdings schwer. Im Gesamtjahr 2003 kletterten die Einnahmen von 1,95 auf 2,27 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn ging dagegen von 182,6 auf 85,0 Millionen Dollar zurück. (gh)