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Peoplesoft legt Streit um Kundenschutzprogramm bei

27.05.2004

Peoplesoft wird sein Customer Assurance Program (CAP) nach dem 30. Juni auf potenzielle Maßnahmen gegen eine Übernahme durch Oracle beschränken. Das sieht die jüngst erzielte Einigung mit Aktionärsvertretern vor, die im Rahmen einer Sammelklage gegen das Kundenschutzprogramm vorgegangen waren. Die Anteilseigner hatten gegen die Maßnahme geklagt, weil sie damit ihre Rechte als Aktionäre des Unternehmens eingeschränkt sahen.

Die Peoplesoft-Verantwortlichen hatten ihr Kundenschutzprogramm kurz nach dem feindlichen Übernahmeangebot von Seiten Oracles im Juni 2003 beschlossen. Demnach sollten die Käufer von Peoplesoft-Produkten eine Entschädigung in drei- bis fünffacher Höhe des Softwarekaufpreises erhalten, sofern der Anbieter aufgekauft und der Support sowie die Weiterentwicklung der Produkte daraufhin eingestellt würden. Damit wollte der Enterprise-Ressource-Planning- (ERP-)Spezialist die Risiken für potenzielle Kunden verringern und Oracle eine Übernahme zu schwer wie möglich machen. Experten schätzen, dass sich die mögliche Schadensersatzsumme bis zum Jahreswechsel 2003/2004 bereits bis auf über 1,5 Milliarden Dollar summiert habe.

Nachdem Peoplesoft sein Customer Assurance Program immer wieder verlängerte, zuletzt bis Ende Juni 2004, klagten Aktionäre, weil sie darin eine Einschränkung ihrer Rechte sahen. Um diese Klage beizulegen, verpflichtete sich das Peoplesoft-Management den Kundenschutz in Verträgen nach dem 30. Juni nur noch auf Maßnahmen gegen Oracle zu beschränken. Daraufhin zogen die Aktionärsvertreter ihre Klagen zurück. Man sei zufrieden, dass die Anteilseigner die Rechtmäßigkeit des Kundenschutzprogramms erkannt hätten, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Außerdem würden damit die Investitionen der Kunden wie der Aktionäre geschützt.

"Das Programm macht das Unternehmen wertlos und nimmt den Aktionäre jede Kontrolle", kommentierte Oracle-President Chuck Philips die Entscheidung der Peoplesoft-Verantwortlichen. Der Datenbankspezialist klagt weiter gegen die Peoplesoft-Taktik vor dem Delaware Court of Chancery und dem Alameda County Superior Court. Der Konkurrent nutze das Programm, um seine Umsätze künstlich aufzublähen, die Anleger zu täuschen und die Kosten der Akquisition in die Höhe zu treiben. Außerdem versuche Peoplesoft mit speziellen CAP-Angeboten Kunden anzulocken. Oracle fordert neben Schadensersatz von Peoplesoft, das Programm einzustellen und selbst Rückstellungen für Garantieleistungen auch rückwirkend in seinen Bilanzen zu verbuchen. (ba)