Peoplesoft-Anwender erhalten Roadmap

25.01.2005
Oracle-Chef Lawrence Ellison verspricht Kontinuität.

Bis 2007 will Oracle ein einheitliches Produktportfolio für Business-Software entwickeln. Wie Oracle-Chef Lawrence Ellison ankündigte, soll die unter dem Codenamen "Project Fusion" geplante Applikation sowohl Funktionen der eigenen Anwendungen wie auch der Peoplesoft-Produkte beinhalten. Rund 3000 Entwickler will der Datenbankspezialist mit dem Vorhaben betrauen. Technische Details blieb Ellison allerdings schuldig. Er gab lediglich allgemeine Aussagen zu Protokoll, beispielsweise dass die Software auf Standards wie Java und einer Service-orientierten Architektur basieren werde. "SAP muss sich darauf erst einmal eine Antwort einfallen lassen", tönte der Oracle-Boss, dem die Walldorfer derzeit mächtig zusetzen.

Bis Oracle mit einem konsolidierten Produktportfolio auftrumpfen kann, muss das Unternehmen alles tun, um die Peoplesoft-Klientel bei der Stange zu halten. So hängt der Erfolg der rund 10,3 Milliarden Dollar teuren Übernahme von Peoplesoft maßgeblich von der Zufriedenheit der Kunden ab. Wenden sich vergraulte Anwender von Oracle ab, sinken die wichtigen Wartungseinnahmen.

Nachdem Ellison noch kurz nach Bekanntgabe seiner Übernahmeabsichten im Sommer 2003 angekündigt hatte, er werde die Peoplesoft-Produkte einstampfen, schlägt er nun deutlich sanftere Töne an. Oracle werde die Peoplesoft-Produkte bis zum Jahr 2013 unterstützen. Außerdem soll die Software weiterentwickelt werden. Im laufenden Jahr werde die Peoplesoft-Version 8.9 herauskommen. Ferner ist das Release 8.11 von "Enterprise One" geplant, der ehemaligen J.D.-Edwards-Software. Für 2006 kündigte Ellison Major-Upgrades auf "Peoplesoft 9.0" und "Enterprise One 8.12" an. "Wir werden Ihre Investitionen schützen", versicherte der Oracle-Chef den Anwendern.

Mit dem langfristigen Supportangebot hätten Peoplesoft-Kunden genug Zeit, auf Project Fusion umzusteigen, prognostiziert Ellison. Bis dahin könne Oracle auch konkurrierende Produkte, beispielsweise Datenbanken und Middleware von IBM und Microsoft, unterstützen, die von zahlreichen Peoplesoft-Anwendern eingesetzt werden. Entgegen anders lautenden Prognosen während der Übernahmeprozesse, als die Oracle-Verantwortlichen befürchteten, rund 15 Prozent der Peoplesoft-Kunden zu verlieren, geht Ellison nun davon aus, 95 Prozent der Klientel halten zu können.

Nicht gehalten werden sollen indes große Teile der Belegschaft. Ellison kündigte an, dass rund 5000 Mitarbeiter des fusionierten Unternehmens ihren Job verlieren werden. Damit soll die Belegschaft um rund neun Prozent auf zirka 50 000 Mitarbeiter weltweit reduziert werden. Experten gehen davon aus, dass die Entlassungen in erster Linie die rund 11 000 Köpfe zählende Peoplesoft-Belegschaft treffen.

Vor allem Angestellte in den Bereichen Verwaltung und Vertrieb müssen um ihren Job fürchten. Dagegen kündigte Ellison an, 90 Prozent der Mitarbeiter in den Sparten Entwicklung und Support weiterbeschäftigen zu wollen. Oracle verspricht sich von den Kündigungen Einsparungen in Höhe von 400 Millionen Dollar für das Geschäftsjahr 2006.

Bereits wenige Tage, nachdem die Übernahme von Peoplesoft offiziell für abgeschlossen erklärt wurde, prognostizierte Ellison eine weitere Konsolidierung der Softwarebranche. Konkrete eigene Akqusitionsabsichten gebe es jedoch nicht. Erst müsse die Integration Peoplesofts abgeschlossen werden. Nach über 18 Monaten Streitereien und Querelen um die Peoplesoft-Übernahme hoffe er jedoch, dass die nächste Akquisition freundlich und einvernehmlich über die Bühne gehen werde. (ba)