Norweger sollen Cocom-Richtlinien verletzt haben:

Pentagon mit Kongsberg im Clinch

10.04.1987

OSLO (CWN)- Jetzt sind auch die Norweger in die Schußlinie der Amerikaner geraten: Das US-Verteidigungsministerium beschuldigt die Kongsberg Vaapenfabrikk, 1984 verbotene High-Tech-Produkte an die Sowjetunion verkauft zu haben.

Die Amerikaner werfen dem norwegischen Rüstungsunternehmen Kongsberg vor, mit den vier "NC 2000" -Maschinen Systeme an die Sowjets verkauft zu haben, die auf der "schwarzen Liste" von Cocom, der Koordinierungsstelle für internationale Exportkontrollen in Paris, stehen. Das Pentagon behauptet weiter, die Sowjetunion würde mit den Computern geräuscharme Propeller für ihre U-Boote entwickeln, die ihre Entdeckung nahezu unmöglich machten. Dadurch sei die Nato in ihren U-Boot-Abwehrmaßnahmen erheblich geschwächt.

Das norwegische Unternehmen selbst ist sich indes keiner Schuld bewußt. Man habe die Systeme unter der Voraussetzung an Moskau geliefert, daß sie zur Herstellung von Präzisionsteilen von Werkzeugmaschinen eingesetzt würden. Außerordentlich überrascht über die amerikanischen Vorwürfe sei man aber auch schon deshalb, weil Kongsberg bereits seit 1974 derartige Handelsbeziehungen mit der Sowjetunion unterhalte. In diesem Zeitraum habe man an die 100 solcher Systeme in den Ostblock geliefert, ohne daß von den Amerikanern je Einwände zu hören gewesen seien. Nicht zuletzt habe auch das norwegische Handelsministerium, das alle Exportlizenzen überprüft, die Freigabe für dieses Geschäft erteilt.

Das norwegische Handelsministerium bekräftigte inzwischen, daß der Export derartiger Systeme die Cocom-Richtlinien nicht verletzen würde. Auch sei, so ein Sprecher des Ministeriums, durch die zwischenzeitlich erfolgte polizeiliche Ermittlung erwiesen, daß das Handelsministerium sich völlig korrekt verhalten habe. "Trotz allem", so Johan Joergen Holst, norwegischer Verteidigungsminister, "nehmen wir diese Anschuldigungen der Amerikaner sehr ernst".

Die norwegische Kongsberg Vaapenfabrikk, die nach finanziellen Schwierigkeiten vor allem auf militärische Aufträge angewiesen ist, fürchtet nun, daß die US-Vorwürfe künftige Geschäfte mit anderen Nato-Ländern erschweren könnten.