Peinliche Einsichten

24.09.1982

Was Arthur D. Little und SRI International jetzt an Fakten schwarz auf weiß präsentiert haben (Seite 1: "DV-Industrie fehlt internationale Strategie"), ist für Branchenexperten nichts Neues.

Besonders peinlich für die Riege der intensiv mit Fördermitteln Bedachten, allen voran Siemens: Erfolgreich, sogar am erfolgreichsten, war jenes Unternehmen, das im Vergleich zu den anderen nur wenig Geld erhielt, statt dessen aber offensichtlich die richtige Strategie parat hatte. Die lautet kurz und bündig Kooperation mit internationalen und technologisch interessanten Partnern. Die Erkenntnis liegt nahe, daß Geld allein nicht der (Förder-)Weisheit letzter Schluß ist, vielleicht sogar für die Zuwendungsempfänger eher hinderlich, weil einschläfernd, sein kann.

Heinz Nixdorf jedenfalls scheint der heimischen Konkurrenz wieder einmal eine Nase gedreht zu haben und auch, was das Gespür für zukünftige lukrative Märkte angeht, die berühmte Nasenlänge voraus zu sein. Aber auch die Paderborner sind, was die Little/SRI-Studie verschweigt, nicht frei von Sorgen. Das Unternehmen befindet sich im Umbruch. Ein Umsatz von vier Milliarden Mark wird für 1984/85 angepeilt. In dieser Höhe ist die Luft dünn. Ohne einen potenten amerikanischen oder japanischen Partner, meinen Nixdorf-Kenner, lasse sich das Ziel nicht erreichen.

Bei den Verantwortlichen in Bonn wird wohl jetzt ein großes Nachdenken über die weitere DV-Förderpolitik anheben (müssen). Wie heißt es doch so treffend bei Little/SRI: Notwendig für die Zukunft sei eine Konzentration aller öffentlichen Mittel.

Mit der Zusammenfassung und besseren Nutzung aller (Finanz-)Kräfte ist es aber nicht getan. Zur sinnvollen Umsetzung bedarf es des nötigen unternehmerischen Weitblicks und der notwendigen Entscheidungen. Diese aber werden in den Chefetagen der DV-Industrie gefällt. Bereits im Juli dieses Jahres meinte (Noch-) Bundesforschungsminister von Bülow gegenüber der COMPUTERWOCHE, daß seiner Meinung nach ein Teil der in den siebziger Jahren aufgerückten Manager für ihre Aufgaben nicht qualifiziert zu sein scheine.

Daraus die entsprechenden Schlußfolgerungen zu ziehen, ist und bleibt in der Bundesrepublik die Aufgabe der Unternehmen selbst.