CW-Aktion EDV-Chef des Jahres

Peinlich ! Peinlich !

22.08.1975

Die Idee, einen "EDV-Mann des Jahres" zu wählen, geistert seit langem in der Branche herum. Außerdem gibt es solche Wettbewerbe in anderen Branchen; gewählt wird der "Manager des Jahres", "Man of the Year" des Time Magazines ist eine höchst ehrenwerte Auszeichnung.

Die CW-Redaktion hat den "Mann des Jahres" also nicht erfunden, wohl aber als erste die Idee realisiert. Der "EDV-Chef des Jahres" wird erstmals in diesem Herbst ermittelt, und zwar von einer siebenköpfigen Jury, deren Renommee und Kompetenz außer Zweifel steht.

Dahinter steckt keinerlei Public Relations-Aktion der Industrie, sondern die 5000 Mark (CW-Vorschlag: 2000 Mark für den Boß, 3000 Mark für das Team) kommen aus dem laufenden Etat der Computerwoche für "Fremdautoren".

EDV-Chefs als Modepuppen?

Beabsichtigt ist interne Wirkung auf die CW-Leserschaft. Ziel der Aktion: Vorbildliche Leistungen aus EDV-, Analyse- oder Programmier-Abteilungen und Rechenzentren sollen bekannt werden und entsprechende öffentliche Anerkennung finden als - Anreiz und Ermutigung für viele, die ebenfalls außergewöhnliche Wege gehen.

Die Ankündigung dieser CW-Aktion ist teilweise auf begeisterte Zustimmung gestoßen,- aber auch auf Kritik. Ein EDV-Chef -übrigens einer, den seine Mannschaft für diesen Wettbewerb durchaus vorschlagen sollte - meinte: "Wir sind doch keine Modepuppen, die man über den Laufsteg schickt." Ein anderer, Rechenzentrumsleiter, bemerkte: "Peinlich, eigentlich sollte Understatement Stil der Branche sein."

Vorschläge von Mitarbeitern

Ist hier etwa das Gegenteil beabsichtigt? Ist es peinlich, wenn eine qualifizierte Jury einem tüchtigen Mann einen Preis zuerkennt? Eitelkeit wird man wohl kaum dem zur Wahl anstehenden "EDV-Chef des Jahres" unterstellen können, denn die Teilnahme-Bedingungen (Seite 4, gegenüber) schreiben vor, daß die Bewerbungen von Mitarbeitern aus den Abteilungen der Betroffenen einzureichen sind. (Etwa zwei bis drei Schreibmaschinenseiten mit rund 5000 Anschlägen.)

Bewertet wird "Wirtschaftliche Computernutzung" und/oder "Technische Innovation". Damit könnte zum Beispiel gemeint sein: Kosten- und zeitgerechte Realisierung eines großen TP-Projektes: Kosteneinsparungen durch Job Accounting; Aufschiebungen von Hardware-Erweiterungen durch konsequente Nutzung vorhandener Kapazitäten; Dezentralisierung durch Einsatz intelligenter Datenstationen; Einführung eines effizienten und sozialbefriedigenden Mehrschichtbetriebes. Und dergleichen mehr.

Wer meint da, es sei peinlich, wenn die eigene Mannschaft vorschlägt, daß solcher Verdienste wegen ihr Chef einen Preis verdient?