BASF-Tochter sucht zusätzliche Betätigungsfelder

PCM-Anbieter Comparex denkt jetzt über offene Systeme nach

27.09.1991

MÜNCHEN (bk) - Neuen Zeiten geht die Comparex Informationssysteme GmbH, Mannheim, entgegen. Nicht nur, daß nunmehr die BASF AG durch den Kauf der Siemens-Anteile das alleinige Sagen bei dem PCM-Anbieter hat, die mit Hitachi-Rechnern im IBM-kompatiblen Mainframe-Markt agierende Company will auch auf den Open-Systems-Zug aufspringen.

"Wir waren mit der bisherigen Shareholder-Konstellation zufrieden und werden es auch mit der neuen sein", kommentierte Comparex-Chef Rolf Brillinger den Verkauf der Siemens-Anteile an BASF, die dem Münchner Elektronikkonzern inoffiziellen Angaben zufolge 135 Millionen Mark einbrachte. Einfluß auf die Geschäfte werde die Änderung der Besitzverhältnisse nicht mit sich bringen. Auch erwarte er durch das Ausscheiden von Siemens keine größeren Veränderungen im Personalbereich. "Siemens wird nicht daran interessiert sein, die in Comparex eingebrachten Mitarbeiter abzuziehen in Zeiten, da sie bei Siemens Nixdorf gerade Personal abbauen."

In Aussicht stellte der Comparex-Chef jedoch Veränderungen in der Produktstrategie. Das PCM-Geschäft soll auf Dauer nicht das einzige Standbein sein, zumal der Preisdruck bei den CPUs laut Brillinger immer größere Ausmaße annimmt. Sei ein Preisverfall von zehn bis 15 Prozent bislang die Normalität gewesen, so habe der Marktführer IBM in diesem Jahr dafür gesorgt, daß dieser auf 20 bis 30 Prozent ausgedehnt wurde. Brillinger: "Wenn die IBM ohne Rücksicht auf den eigenen Gewinn den Krieg erklärt, kann letztlich keiner überleben."

So nimmt Comparex jetzt neue, zusätzliche Märkte ins Visier. Schon seit längerer Zeit prüfen die Mannheimer eine mögliche Open-Systems-Ausrichtung, da auch die Kunden laut Brillinger zunehmend nach offenen Systemen verlangten. Ein solcher Schritt werde aber zwangsläufig zu einer direkten Konkurrenzsituation mit Siemens Nixdorf führen. Deshalb vermeide der Ausstieg von Siemens als Gesellschafter bei Comparex auch mögliche Interessenskonflikte bei den Münchnern.

Ob Comparex den Weg in die offene Systemwelt mit dem bisherigen Rechnerlieferanten Hitachi geht, muß abgewartet werden. Zwar sind die Japaner in Sachen Unix bereits aktiv - unter anderem sind sie Mitglied der Open Software Foundation doch scheinen die Mannheimer Anbieter-Alternativen nicht abgeneigt zu sein. Brillinger: "Wir sind mit Hitachi nicht verheiratet, können durchaus in diesem Fall auch andere Lieferanten wählen."

Noch aber sind die Pläne für zusätzliche Geschäftsfelder - im Gespräch ist auch der Workstation-Markt - Zukunftsmusik, müssen sich die Mannheimer vorerst im harten PCM-Geschäft weiter behaupten. Eher bescheiden ist das Halbjahresergebnis 1991 ausgefallen. Gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum konnte Comparex den Gruppenumsatz nur um drei Prozent von 509 auf 522 Millionen Mark steigern. Damit, so Brillinger, liege man aber durchaus im Plan. Nach wie vor bereitet das Auslandsgeschäft Probleme. Verzeichnete man bereits zur Halbzeit 1990 einen Umsatzrückgang von sieben Prozent auf 187 Millionen Mark, so reduzierten sich die Einnahmen in den ersten sechs Monaten 1991 uni weitere sechs Prozent auf 175 Millionen Mark. Im Inland steigerte Comparex den Umsatz geringfügig um drei Prozent auf 259 (252) Millionen Mark.

Einkalkuliert, so Brillinger weiter, habe man auch die Einbußen im Großrechnergeschäft als Folge der Mainframe-Ankündigungen der IBM im September 1990. In der Tat nahm der CPU-Absatz in den ersten sechs Monaten 1991 stark ab. Mit 168 (Halbzeit 1990: 220) Millionen Mark steuerte dieser Kernbereich nur noch 32 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum waren die Großrechner mit einem Anteil von 43 Prozent noch der stärkste Geschäftsbereich der Mannheimer gewesen. Dafür aber konnte Comparex bei den Peripheriesystemen deutlich zulegen. Eingenommen wurden 256 (201) Millionen Mark, was einen Anteil von 49 (41) Prozent am Gesamtgeschäft ausmachte. Der Umsatz mit Service und Dienstleistungen stieg um elf Prozent auf 98 (88) Millionen Mark. Zur derzeitigen Ertragssituation wollte Brillinger zwar keine Angaben machen, erklärte aber, für das Gesamtjahr sei mit einer Umsatzrendite von etwa zwei Prozent zu rechnen. Ursprünglich hatten die Mannheimer für 1991 eine Umsatzrendite von 2,5 Prozent im Visier gehabt (siehe auch Seite 75).