DV-Nutzung in mittelstaendischen Unternehmen

PC loest manche Aufgaben besser als mittlere und groessere Systeme

09.04.1993

Die Universitaet Oldenburg untersuchte in Zusammenarbeit mit der Revicon Consult GmbH im Herbst 1991 die DV-Nutzung in mittelstaendischen Unternehmen. Bei der Bestandsaufnahme der Hard- und Softwaregegebenheiten zeigte sich, dass die mittelstaendischen Unternehmen mit PCs besser als erwartet ausgeruestet sind. Von den befragten 166 Firmen, die den Kriterien von einer Beschaeftigtenzahl zwischen 100 und 200 Arbeitnehmern und einem Umsatz zwischen 20 und 100 Millionen Mark entsprachen, verfuegen knapp 70 Prozent ueber PCs, rund 67 Prozent arbeiten mit Anlagen der mittleren Datentechnik, meist kleineren Mehrplatz-Systemen, und knapp 20 Prozent leisten sich einen Grossrechner.

Fuer die eingesetzte Rechnerart spielt es keine Rolle, wie alt ein Unternehmen ist. Die Wirtschaftskraft ist insofern relevant, als insbesondere die umsatzstarken Firmen Grossrechner einsetzen. Sie machen allerdings ebenso wie die umsatzschwaecheren Unternehmen auch ausgiebig Gebrauch von PCs - zirka 70 Prozent nutzen diese Geraete. In Unternehmen mit mittleren Umsaetzen von 25 bis 50 Millionen Mark findet man die MDT als haeufigste DV-Anlage.

Betrachtet man die Benutzerordnung, also Ort und Art von Rechneraufstellung, Datenhaltung und Anwendungsentwicklung von Grossrechnern und Anlagen der MDT, so faellt auf, dass diese Systeme noch immer zentral aufgestellt sind und auch die Datenhaltung an einem zentralen Ort erfolgt.

Das koennte sich allerdings aendern: Tendenziell werden Anwendungen zunehmend dezentral entwickelt und dabei Fachanwender sowie Endbenutzer einbezogen. Daten- und Methodenbankabfragen lassen sich dialogorientiert ueber Terminals abwickeln. Angebunden an die Grossrechner oder MDT-Anlagen werden die PCs dabei zum groessten Teil (58 Prozent) ueber eine direkte PC- Host-Kopplung.

Rund die Haelfte der befragten Mittelstaendler verfuegt ueber ein lokales Netzwerk; davon setzen 40 Prozent ein PC-LAN ein. Nur gut 20 Prozent der Befragten arbeiten ausschliesslich mit einer Mehrplatz-Anlage. Die PC-MDT-Kopplung rangiert in der Untersuchung mit ueber 30 Prozent an zweiter Stelle, was aufgrund der Rechnerausstattung nicht verwundern kann.

Die International Data Corp. (IDC) schaetzt, dass von 20 000 verkauften AS/400-Rechnern etwa 15 000 in mittelstaendischen Unternehmen stehen. Allerdings sagen Marktexperten dem IBM- Flaggschiff harte Zeiten voraus. Nixdorf, traditionell stark vertreten im Mittelstand, hat nach der Uebernahme durch Siemens an Boden verloren. Die Entscheidung von SNI, sich aus diesem Geschaeft zurueckzuziehen und die Betreuung der Mittelstaendler den externen Werksvertretungen zu ueberlassen, duerfte sich als Bumerang erweisen.

Gerade Nixdorfs Staerke in diesem Bereich war ja der Grund fuer die Uebernahme, wie Helmuth Guembel, Analyst der Gartner Group, in einem COMPUTERWOCHE-Interview erklaerte (vgl. CW Nr. 35 vom 28. August 1992, S. 6: "Auf Europas DV-Groessen warten noch mehr Partner"). Tritt die SNI nur als Hardwarelieferant auf, dann reisst zum einen der Kontakt zum Mittelstandskunden ab, und andererseits partizipiert man nicht an den gewinnbringenden Dienstleistungen.

Hier besteht ein grosser Handlungsbedarf, wie die Oldenburger Studie beweist. Die mittelstaendischen Unternehmen sind uebereinstimmend der Meinung, dass es keine objektive Beratung zur Auswahl von Soft- und Hardware gibt. Die Firmen sind ausserdem verunsichert, was die Fehlerfreiheit von Software angeht. Groessere Betriebe sehen ihre Erwartungen an die eingesetzten Programme zum Teil nicht erfuellt. Kleinere Firmen haben hier weniger Probleme, da sie nicht so stark von proprietaeren Rechnersystemen abhaengig sind.

Gerade die mittlere Datentechnik ist nach der Studie von der Abloesung durch PCs bedroht. Insbesondere fuer analysierende, planende und fuehrungsunterstuetzende Aufgaben findet der PC mehr Beruecksichtigung. Haupteinsatzfelder fuer PCs und PC-LANs sind demnach Fuehrungsinformations-Systeme, Unternehmensfuehrungs- Rechnungen und die Buerokommunikation. Bei der Verarbeitung von Massendaten setzt der Mittelstand weiterhin auf groessere DV- Anlagen.