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PC Expo: Kurzweilige Keynote von Kurzweil

30.06.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Regelrecht philosophisch wurde es gestern in New York, als das Branchenurgestein Raymond Kurzweil (52) zu seiner Keynote-Ansprache antrat. Der Technologe hat im Laufe seines Lebens schon mehr als ein halbes Dutzend Unternehmen gegründet, die sich mehr oder weniger erfolgreich unter anderem mit Musiksynthese oder Text- und Spracherkennung befassten. Auf der PC Expo vertrat Kurzweil die These, der technische Fortschritt werde immer schneller - und zwar exponentiell. Eine Entwicklung, die gegenwärtig 20 Jahre dauere, sei im Jahre 2010 bereits in zehn Jahren erledigt; 2020 benötige das gleiche Projekt nur noch fünf Jahre, so Kurzweil.

Noch während der Geltungsdauer von Moore´s Law ("Alle 18 Monate verdoppelt sich die Zahl der Transistoren auf einem Chip"), die Experten auf noch zwölf bis 18 Jahre ansetzen, werde es intelligente Maschinen geben, glaubt der Visionär. Auch für die Miniaturisierung, die das Ende für die von Intel-Gründer Gordon Moore postulierte Regel bedeuten könnte, ist für Kurzweil kein Ende in Sicht. Er geht davon aus, dass Nano- und Biotechnologie an die Stelle heutiger Werkstoffe treten wird und unter Umständen sogar das "Nachbauen" des menschlichen Gehirns ermöglichen könnte.

Auch für das World Wide Web und Virtual Reality hat der Autor des Kultbuchs "The Age of Spiritual Machines" eine faszinierende Vision auf Lager. Winzige Roboter, sogenannte "Nanobots", könnten bereits um das Jahr 2035 durch die menschlichen Blutbahnen zirkulieren, an Nervenzellen des Gehirns andocken und dort die eigentlichen Sinneserfahrungen durch künstlich erzeugte und ferngesteuerte ersetzen - mithin die engestmögliche Verbindung zwischen Computerwelt und Wahrnehmung.