Alternative zum Betrieb eigener Bezahlsysteme

Payment-Services für kleine und mittelgroße Webshops

09.06.2000
BERLIN (CW) - Für das sichere Abwickeln von Bezahlvorgängen per Kreditkarte oder Lastschrift benötigen Webshops eine umfangreiche Infrastruktur. Den Betrieb im eigenen Haus können sich oft nur große Anbieter leisten. Payment-Dienstleister bieten Internet-Geschäftsinhabern Bezahlsysteme gegen Mietgebühr an.

Betreibern von Webshops sollte daran gelegen sein, dass sich ihre Kunden beim Bezahlen sicher fühlen. Verfahren für das Online-Payment gibt es genügend, doch viele Internet-Geschäfte wollen die erforderliche Infrastruktur nicht selbst aufbauen, sondern greifen auf Dienstleister zurück. Sie betreiben in ihren Rechenzentren die Software zur Verarbeitung von Transaktionen, einige wickeln zudem sämtliche Bezahlvorgänge mit Kreditkarteninstituten und Banken ab. Dafür erheben sie einerseits eine Monatsmiete, andererseits kassieren sie für jeden Bezahlvorgang eine prozentuale oder fixe Gebühr. Auf der diesjährigen Internet World in Berlin stellte eine Reihe von Firmen ihre Services vor. Manche gaben dabei ihr Debüt auf dem deutschen Markt.

Die in Monheim ansässige Eurodebit Systeme GmbH präsentierte einen Service für das Lastschriftverfahren via Web. Die Lastschrift eignet sich besonders für das Bezahlen im Web, da nur 19 Prozent der Deutschen eine Kreditkarte besitzen, aber 80 Prozent der Bundesbürger über ein Girokonto verfügen, argumentiert der Dienstleister. Zwar könnten die Shop-Betreiber auch selbst Lastschriften verarbeiten, doch bei einer hohen Rücklastschriftquote kämen auf sie enorme Kosten zu. Eurodebit entwickelte ein spezielles System zur Kontrolle von Benutzerdaten auf Plausibilität und Logik. Zudem ist der Bezahlspezialist über einen Zugriff auf die Datenbank der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) in der Lage, die Kreditwürdigkeit von Online-Einkäufern zu überprüfen. Der Service von Eurodebit wickelt Zahlungen per Mark, Euro oder Dollar ab. Ein Nutzer dieses Dienstes ist der von von Travix Internet-Service betriebene Internet-Videoladen Reisevideos.de.

Neben dem Lastschriftverfahren bietet der Bezahlspezialist zusätzlich Kreditkartenabrechnungen an. Nach Angaben von Eurodebit benötigt der Online-Shop dabei keinen Merchant-Vertrag mit einer Kreditkartengesellschaft. Auch hierbei lassen sich die Kreditkartendaten online überprüfen.

Payment-Dienste für Kreditkarten- und Lastschrifttransaktionen bietet auch Webtrade.net aus Köln. Zusätzlich unterstützt der Anbieter das Bezahlen per Geldkarte. Geringere Beträge lassen sich so von der Chipkarte des Online-Käufers abbuchen. Allerdings setzt dieses Verfahren einen entsprechenden Kartenleser am PC des Kunden voraus.

Der Schweizer Payment-Spezialist 3C-Systems AG stellte auf der Berliner Internet-Messe sein virtuelles Internet-Bezahlterminal "Saferpay" vor. Online-Kunden können so innerhalb der Webshop-Oberfläche Kreditkartenzahlungen auslösen. Auch bei diesem Verfahren entfällt für den Inhaber des Web-Geschäfts der Betrieb spezieller Payment-Server. Er muss im Gegensatz zu Eurodebit einen Vertrag mit den Kreditkartengesellschaften abschließen. Nach Angaben von 3C-Systems lässt sich das Saferpay-Terminal ohne großen Aufwand und Programmierkenntnisse in die Shop-Software einbinden. Bei der Bezahlung per Kreditkarte hat der Endkunde die Auswahl zwischen dem Standardverfahren Secure Electronic Transactions (SET) sowie dem ebenfalls normierten Verschlüsselungs- und Authentifizierungssystem Secure Sockets Layer (SSL). Zwar ist SET speziell für das Bezahlen im Web entwickelt worden, doch nur wenige Händler setzen auf dieses System. Zu den Vorzügen zählt die Authentifizierung von Kunde und Händler. Außerdem sind bei SET die Kreditkartendaten des Käufers für den Händler nicht sichtbar, er erhält lediglich ein Zahlungsversprechen von der abwickelnden Bank. Doch auch bei den Endanwendern hält sich die Begeisterung in Grenzen. Dies dürfte einerseits an dem schlechten Marketing für SET liegen, zum anderen an dem hohen Aufwand für das Einrichten des PCs. Der Kreditkarteninhaber muss eine spezielle Software (elektronische Geldbörse oder Wallet) installieren und seine Karte zertifizieren lassen. Abhilfe schaffen sollen Server-Wallets. Damit vereinfacht sich die Installation für den Endkunden. Dabei wird die Kommunikation zwischen Käufer und Shop verschlüsselt, während der Händler mit der Bank per SET Bezahldaten austauscht. Wie groß der Bedarf an sicheren Bezahlmöglichkeiten ist, belegt die Deutsche Gesellschaft für Zahlungssysteme (GZS). Demnach machen Internet-Geschäfte zwar nur zwei Prozent der Transaktionen aus, doch entfällt auf sie fast die Hälfte aller Missbräuche.

Ganz auf SET setzt die Ince Technology GmbH aus Frankfurt am Main. Der Service "Paybyset" wickelt die Online-Zahlungen über das Standardverfahren ab. Die Internet-Shops müssen einen Vertrag mit den Kreditkartengesellschaften abschließen. Für die Integration in die Webshop-Software hat Ince ein Plugin entwickelt. Der Online-Einkäufer kann bei diesem Verfahren den Bezahlvorgang entweder über die normale SET-Wallet oder die Server-Wallet auslösen.

Die schwedische Firma Debitech gab auf der Messe ihr Debüt auf dem deutschen Markt. Bisher bekannt unter dem Namen Verify Easy, firmierte das Unternehmen mit Hauptsitz in Stockholm im Zuge der Internationalisierung um. Kürzlich eröffneten die Schweden ein Büro in München. Debitech bietet Payment-Services für Kreditkartentransaktionen an und unterstützt dabei die Verfahren SSL und SET. Alternativ dazu können Surfer auch per Rechnung bezahlen, wobei der Dienstleister auf Wunsch den Rechnungsversand inklusive der Auslieferung der bestellten Produkte im Auftrag des Shop-Betreibers übernimmt. Zudem unterstützt das Payment-System das Bezahlen mit speziellen Kundenkarten. Der internationale Online-Modeshop Dressmart.com zählt zu den Kunden von Debitech. Ab Herbst dieses Jahres will der Anbieter auch Lastschriftverfahren abwickeln können.

So wie Debitech verspricht die Mehrheit der Diensteanbieter, in Kürze weitere Verfahren ins Portfolio aufzunehmen. Ganz oben auf der Liste stehen Handy-basierte Mechanismen, bei denen der Mobilfunkanwender über sein Endgerät den Bezahlvorgang anstößt.

Abb: Wer die Kosten für eine eigene Payment-Infrastruktur scheut, mietet sich eine. Quelle: 3C-Systems AG