Passives Backplane reduziert Fehlerquellen Investition in Super-Hubs amortisiert sich und schafft groesseren Netzkomfort

04.06.1993

Die Anschaffung eines Super-Hubs erzeugt im Netz mehr Komfort und hoehere Verfuegbarkeit, birgt aber auch eine zusaetzliche Fehlerquelle. Wer bei der Auswahl auf die richtige Architektur achtet, wird schnell Verbesserungen im Netz feststellen. Doch wehe dem, der glaubt, Hub sei gleich Hub. Fakten und Entscheidungshilfen fuer die Auswahl von intelligenten Wiring Hubs versucht Paul Hoffmann* in diesem Beitrag zu liefern.

Wie gut Super-Hubs im Trend liegen, beweist eine Umfrage unter Netz-Managern, die solche Tools bereits einsetzen. Demnach sind neben organisatorischen Aenderungen und der Einfuehrung von Standards die Super-Hubs massgeblich fuer Verbesserungen im Netzwerk verantwortlich, naemlich zu rund 24 Prozent. Dieser Erfolg hat sich wohl unter den Kollegen herumgesprochen, denn auf die Frage: "Wollen Sie in absehbarer Zeit Super-Hubs einsetzen?", antworteten immerhin 84 Prozent der Befragten mit ja.

Stellt sich die Frage, warum diese Hubs so beliebt sind? Noch vor einigen Jahren hatte ein LAN so dezentral wie moeglich zu sein. Die Praxis wies aber ziemlich bald einen anderen Weg. Logisch gesehen sind Token-Ring-Netze zwar immer noch Ringe, physikalisch jedoch seit geraumer Zeit wieder Sterne mit einem Hub - vor ein paar Jahren hiessen diese Geraete noch Ringleitungsverteiler - als zentralem Knotenpunkt. Aehnlich verhaelt es sich bei Ethernet- Strukturen.

Mit dem IBM-Verkabelungssystem fing alles an. In sogenannen Wiring Closets laufen alle Faeden (Kabel) fuer die verschiedenen Etagen und Abteilungen sternfoermig zusammen. Dazu kommt noch der Hausverteiler, der mehrere Etagen, eventuell auch das gesamte Betriebsgelaende, =a la Backbone-Konzept miteinander verbinden.

Am Anfang stand die These: Ein solcher Verteiler kann nicht passiv und dumm genug sein. So lautete die erste Regel fuer Ringleitungsverteiler. In den unteren Etagen im OSI/ISO-7- Schichten-Modell, speziell auf der physikalischen Ebene, traten und treten immer noch die meisten Probleme auf. Aber genau an der Stelle, wo alle Kabel zusammenlaufen, wurde nichts fuer die Erkennung und Behebung von Fehlern getan.

Die naechste Generation von Hubs meldete zumindest schon gewisse Fehlerbedingungen. Dann erschienen die ersten aktiven Verteiler am Markt. Signalverstaerker an jedem Port befreien den Planer und Trouble Shooter von der Angst, dass Bits auf dem Weg von Port A nach Port B verlorengehen. Die naechste gute Tat der Hersteller: Einbindung der Hubs in Netz-Management- oder De-facto-Standards.

Der Abfrage von Fehlermeldungen des Hubs folgten schon bald Performance-Statistiken, zum Beispiel ueber SNMP. Bridges- und Router-Boxen, die frueher separat installiert werden mussten, sind neuerdings als Module fester Bestandteil der Hubs, verwaltbar von ein und derselben Netzwerk-Management-Konsole aus mit denselben Standards.

Wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Ein Hub kann naemlich mehrere hundert PCs oder Workstations zusammenfassen, am Laufen halten oder auch das Gegenteil bewirken. Dazu ein Beispiel: Ein Hub-Backplane beheimatet die Steckkontakte, um eine Anzahl von Port- und sonstigen Modulen aufzunehmen. Leider integrieren einige Hersteller dort Bauelemente, die bei einem Defekt auch alle an den Hub angeschlossenen Stationen zum Ausfall bringen. Um sich dann die muehsame Fehlersuche zu ersparen, ist es besser, gleich in einen Hub mit passivem Backplane zu investieren.

Neben dem Grundpreis fuer die Basisversion enthalten die Hub- Preislisten der Hersteller heute viele weitere Optionen. Es gibt fast nichts, was nicht an eine Ueberwachungsstation gemeldet werden kann. Die Workstation, die zur Ueberwachung notwendig ist, und die Hard- und Software-Optionen sind oft teurer als der Hub selbst. Macht sich dieses Konzept in der Praxis bezahlt?

Dazu wieder ein Beispiel: In einem Token-Ring-Netz befinden sich 112 PCs mit Token-Ring-Karten. Eine davon verfuegt ueber einen mangelhaften Clock-Generator und verfaelscht den Takt im gesamten Ring. Resultat: 112 Stationen sind out of order, 112 Fehlermeldungen gehen ein. Viele Stunden Betriebsausfall trotz Super-Hub und SNMP sind die Folge, bis endlich durch eine genaue Messung mit einem LAN-Analysator der Stoerenfried entlarvt und eliminiert ist.

Ein gut konzipierter Hub isoliert als erstes die fehlerhafte Station und meldet dann den Fehler, waehrend die intakten Stationen ungestoert weiterarbeiten. Uebrig bleibt eine einzige aussagefaehige Alarmmeldung. Ist automatische Fault-Isolation vorhanden und wird von der Ueberwachungsstation auch wirklich nur als Problem gemeldet, was wichtig ist, muss es gar nicht die neueste und schnellste Workstation sein, um die Hubs zu verwalten. Oft genuegt schon ein PC.

Es soll Netzwerkplaner geben, die bei Anschaffung eines privaten Pkws neben dem Kaufpreis die laufenden Kosten fuer den Betrieb ueber die naechsten Jahre fein saeuberlich hochrechnen, bevor das Fahrzeug gekauft wird. Aber was die Anschaffung von Hubs betrifft, interessiert lediglich der Gesamtpreis der Investition, vielleicht noch der Preis pro Port der einzelnen Hersteller.

Mit den Kosten des Hubs nach der Installation ist nicht der Wartungsvertrag gemeint. Die Rede ist vielmehr von den Kosten fuer Umzuege von Anwendern, die Fehlersuche im Netz und last but not least fuer die Neukonfiguration des Netzes zum Beispiel im Rahmen neuer Rightsizing-Konzepte.

Trotz der Leistungsfaehigkeit von Super-Hubs gibt es bei jedem Umzug immer noch den Gang ins Wiring Closet mit dem obligatorischen Patch-Vorgang inklusive der nach Murphys Gesetzen bekanntlich grossen Chance, den falschen Strang zu erwischen.

Defekte Bridges muessen ausgewechselt, Kabel verbunden werden etc. Umkonfigurationen wie das Teilen von Ringen oder

Segmenten wegen grosser Last und schlechter Response-Zeiten bedeuten in der Praxis noch viel mehr Arbeit. Es sei denn, man legt sich einen Switching-Hub zu.

Ein solches Tool arbeitet wie ein ganz normaler Super-Hub. Daneben verhaelt es sich wie ein Zeit-Multiplexer oder, noch treffender, wie ein Electronic Matrix Switch. Es kann bis zu 4096 Stationen anschliessen, auch verteilt auf mehrere Lokationen.

Ueber die Bedienerkonsole werden waehrend des Betriebs bis zu 32 Subringe gebildet beziehungsweise Stationen in andere Ringe geschaltet. Die verschiedensten Konfigurationen koennen off line vorbereitet werden, um auf Tastendruck aktiviert zu werden. Fuer den Umzug, den Notfall oder einfach fuer den Test einer neuen Anwendung.

Ein anderes Beispiel: Es gibt immer mehr integrierte Monitor- und Statistikfunktionen in Hubs und anderen Netzkomponenten. Der Profi weiss jedoch, dass manche Probleme nur ein LAN-Analysator und - Protokolltester loesen kann. Da der Fehler im Netz selten zum Trouble Shooter kommt, muss das Testequipment wohl oder uebel zum Fehler.

Wenn ein Switching-Hub Stationen switchen kann, dann natuerlich auch das Testequipment (vgl. Abbildung 1). Das Switchen allein spart schon eine Menge Geld, denn nun reicht ein Analysator fuer alle Segmente und Ringe im LAN. Das ist sicher eine gute Alternative zu verteilten Analysatorkonzepten, die nicht gerade billig sind und auch dann ueberall im Netz Feuerwehr spielen, wenn es dort gar nicht brennt.

Waere noch das Thema Collapsed Backbone als wesentlicher Bestandteil eines Down- oder Rightsizing-Konzeptes zu behandeln. Ein Switching-Hub mit Distributed Satellite Hubs laesst fast keinen Wunsch mehr offen. Die Bridges, Router, Server stehen wohlbehuetet im zutrittsgeschuetzten Raum. Aenderungen und Umzuege lassen sich wie beschrieben ohne grosse Manpower und unnoetige Downtime per Tastendruck erledigen. Ferner ersetzen Austausch-Bridges, -Router und -Server, die zwar schon Verbindung zum Hub haben, aber (noch) nicht aktiviert sind, beim Switching-Konzept in Sekundenschnelle defekte Geraete.

Rechnet sich die Investition fuer einen solchen Super-Switching- Hub eigentlich? Machen wir die Probe aufs Exempel. Die Ergebnisse des Kostenvergleichs (vgl. Abbildung 2) basieren auf tatsaechlichen Werten einer mittelgrossen Installation. Wie man sieht, ist der Anschaffungspreis fuer den Hub nicht der entscheidende Faktor.

Das Switching-Konzept ist sicher fuer kleine PC-LANs, in denen in absehbarer Zeit nicht viel veraendert werden muss und die Downtime auch keinen Kostenfaktor darstellt, weniger geeignet. Wohl dem, der noch ein solch unkompliziertes Netz betreut.

Fuer die Arbeit mit einem Mission-Critical-Netzwerk lohnt es sich dagegen bestimmt, dem Anbieter eines Hubs die im Kasten aufgefuehrten Fragen der Checkliste zu stellen.

Checkliste fuer den Kauf von Hubs

1. Passives Backplane?

2. Redundante Power Supplies?

3. Module, die auch waehrend des Betriebs ausgetauscht werden koennen, ohne dabei das Netz zu beeintraechtigen? (Testen, nicht dem Datenblatt glauben.)

4. Alle Module von vorne zugaenglich?

5. Veraenderung und Erweiterung der Installation auch waehrend des Betriebs moeglich?

6. Module fuer unterschiedliche Topologien und Standards fuer diesen Hub verfuegbar (Ethernet, Token Ring, FDDI ...)?

7. Netzwerk-Management ueber Inband und Outband moeglich?

(Inband heisst die Steuerung und Abfrage des Hubs ueber dieselben Wege, die auch die Daten durchlaufen, Outband bedeutet zusaetzliche Zwei- oder Vier-Draht-Verbindungen oder Modemstrecken zwischen den Hubs, damit der Hub auch bei Ausfall einer Datenstrecke gemanagt werden kann).

8. Wie ausfallsicher sind die

Einzelkomponenten (MTBF)?

9. Verfuegen die einzelnen Komponenten ueber gute Selbstdiagnose- Routinen und sinnvolle Fehlererkennung?

*Paul Hoffmann ist geschaeftsfuehrender Gesellschafter der Datakom Gesellschaft fuer Datenkommunikation mbH in Ismaning.

Abb. 1: Ein Switching-Hub bringt das Testequipment dahin, wo es gebraucht wird.

Abb. 2: Die Anschaffungskosten sind nicht der entscheidende

Faktor.