FPS-Sparc-Number-Cruncherfür rund 3000 Anwendungen

Parallel-, Skalar- und Vektor-System in einem Supercomputer

03.05.1991

MÜNCHEN (zek) - Einen neuen Ansatz im Bereich des Supercomputing wagt FPS-Computing, bis vor kurzem bekannt als Floating Point Systems, mit einem System, das auf Suns Sparc-Prozessor basiert. Dabei können die drei wesentlichen Supercomputer-Umgebungen - Skalar-, Vektor- und Parallel-Berechnungen - in einem System integriert werden. Bisher waren dazu drei verschiedene Systeme notwendig.

Die neue "Serie 500 Sparc" kombiniert nach FPS-Ansicht die Leistungsfähigkeit der Systeme von Cray oder Thinking Machines mit der leichten Bedienbarkeit eines PCs oder einer Workstation. Grund für die Wahl des Sparc-Prozessors war nach Angaben von FPS-Marketing Vice-President Stephen P. Campbell der Umstand, daß sich das Unternehmen danach ganz auf die Entwicklung des Systems konzentrieren konnte und nicht erst einen neuen RISC-Prozessor entwickeln mußte. Darüber hinaus soll dadurch den Anwendern der Zugriff auf rund 3000 Sparc-Programme ermöglicht werden. Das zweite Schlüsselelement des Systems ist ein spezieller Hochleistungsbus mit einer Transferrate von 1 GB/s. Damit wird der Aufbau einer heterogenen Rechnerarchitektur ("Integrated Heterogenous Supercomputing Environment") möglich bei der Vektor-, Parallel- und Skalar-Prozessoren kombiniert werden können. Die Rechengeschwindigkeit ist dann wesentlich höher als bei der Kombination individueller Parallel-, Vektor- und Skalar-Einheiten über ein Hochgeschwindigkeits-LAN.

Im einzelnen handelt es sich bei den drei Prozessortypen um einen 64-Bit-Sparc-Prozessor in ECL-Technologie, einen FPS-eigenen Vektor-Koprozessor und um Matrix-Koprozessoren für Parallel-Rechenaufgaben. Bei ihnen kommen bis zu 168 Prozessoren des Typs Intel 860 zum Einsatz.

Bisher wurde in den FPS-Systemen anstelle des Sparc-Prozessors ein proprietärer Chip eingesetzt. Anwender, die auf die Sparc-Technologie umsteigen wollen, haben die Möglichkeit, ihre Software, sofern sie in C oder Fortran programmiert worden ist, neu zu kompilieren. Der Compiler ist so ausgelegt, daß er die Programme nicht nur im Hinblick auf Sparc, sondern auch auf die anderen beiden Prozessortypen optimiert. Auf diese Weise können alle drei Prozessoren im System gleichzeitig verwendet werden.

Mit der Kombination von drei Supercomputertypen in einer Box strebt FPS offensichtlich einen Spitzenplatz im Bereich der Number-Cruncher-Anbieter an. Die wesentlichen Wettbewerber, Cray und Convex, sitzen aber schon in den Startlöchern, um ihren Kunden ähnliche Systeme anzubieten. FPS jedenfalls gibt sich optimistisch, schließlich stehen den Anwendern rund 3000 sofort verfügbare Sparc-Applikationen zur Verfügung, darüber hinaus kann das neue System problemlos mit jeder Sparcstation programmiert werden.

Beim Sparc-Hersteller Sun begrüßt man die Hinwendung von FPS zu dieser Technologie. Damit ist Sparc die einzige Prozessorplattform, für die es jetzt Rechner vom Laptop über Desktop-Systeme bis zum Supercomputer gibt. Als Zielgruppe hofft man bei FPS nicht nur auf die "klassischen" Number-Cruncher-Anwender im technisch-wissenschaftlichen Bereich, sondern auch auf User aus dem kommerziellen Bereich, wo bereits Sparc-Systeme zum Einsatz kommen und immer höhere Rechenleistung benötigt wird.

Systeme der Serie 500 Sparc können ab sofort bestellt werden, die Lieferzeit beträgt etwa ein halbes Jahr. Die Preise liegen zwischen rund 800 000 Mark für eine Nur-Skalar-Maschine bis zu rund sieben Millionen Mark für ein voll ausgebautes Drei-Prozessoren-System. Eine Drei-Prozessoren-Maschine, die für die meisten Anwendungen ausreicht, bestückt mit einem Speicher von 256 MB, kostet rund drei Millionen Mark.