Ärger des Jahres

Pannenstatistik 2007: Die kleinen und großen Verlierer des Jahres

14.12.2007

9. AMD

Wann ist er da, der Heilsbringer für AMD?
Wann ist er da, der Heilsbringer für AMD?

Während Intel seine ersten Vierkern-Prozessoren bereits Ende 2006 vorgestellt hatte, kam AMD mit seinen Quad-Core-Prozessoren ("Barcelona") 2007 nicht aus dem Quark. Zwar wurden die Chips mit den vier Kernen nach einigen Verzögerungen im September offiziell vorgestellt, doch vor knapp zwei Wochen musste der in Dresden produzierende Konzern erneut wegen technischer Unregelmäßigkeiten eine Verschiebung des Lieferzeitpunkts auf das nächste Jahr bekannt geben. Die Aufholjagd zum weltgrößten Chiphersteller Intel dürfte Experten zufolge schwer werden. Intels Chips bestehen allerdings bislang noch aus zwei Doppelkernen, AMD bringt in seinen Prozessoren vier einzelne Kerne auf einem Stück Silizium unter. Bei speziellen Anwendungen soll diese Architektur für mehr Rechenleistung sorgen.

Gespannt warten Experten nun darauf, was die neuen Chips der "Opteron"-Reihe für Server wirklich können. Versprochen wurden besonders energiesparende und leistungsstarke CPUs, die in großen Serveranlagen problemlos mit Doppelkern-Chips zusammenarbeiten, so dass sich die Anlagen einfach nachrüsten lassen.

Allerdings hat es AMD so weit kommen lassen, dass die neuen Quad-Core-Modelle um jeden Preis ein Erfolg werden müssen. In den ersten neun Monaten 2007 verbuchte AMD ein negatives Geschäftsergebnis von 1,6 Milliarden Dollar. Immerhin sind die Umsätze in dieser Phase gestiegen. Die Aktie fiel auf einen Wert unter neun Dollar – innerhalb der letzten zwölf Monate hatte sie auch schon bei 23 Dollar notiert. Gerüchte um eine Ablösung von CEO Hector Ruiz machten die Runde. Hinzu kam jetzt vor wenigen Tagen die Ankündigung, AMD habe mit 5,6 Milliarden Dollar deutlich zu viel für den im Oktober 2006 übernommenen Grafikchip-Hersteller ATI bezahlt. Ein größerer Betrag sei nun abzuschreiben – wie groß der sein könnte, blieb im Dunkeln.

AMD hatte dem Rivalen Intel bis Mitte 2006 eine Menge Marktanteile abgenommen, doch dann schlug das Imperium mit einer Reihe neuer Produkte zurück. Intel verstrickte AMD zudem in einen Preiskampf, den der kleinere Rivale naturgemäß weniger gut aushalten konnte als der weltweit mächtigste Chiphersteller. Über zwei Wandelanleihen besorgte sich AMD Milliardenbeträge, außerdem erhielt der Konzern 622 Millionen Dollar von einem Investor aus Abu Dhabi. Von einer Vergabe der Prozessorfertigung an einen Auftragsfertiger in Fernost war mehrmals die Rede, ohne dass allerdings konkrete Fakten auf den Tisch kamen.

Trotz allem schreiben Analysten den Intel-Herausforderer keineswegs ab. Finanzanalyst Cody Acree von Stifel Nicolaus sagte, es sei offensichtlich, "dass es trotz Fehlern bei AMD auch große Erfolge gegeben hat. AMD ist in einer viel, viel stärkeren Position als die meiste Zeit seiner Firmengeschichte über." Außerdem ist noch nicht entschieden, wie der Prozess zwischen AMD und Intel ausgeht. Seit 2005 wirft AMD Intel vor, seine Monopolstellung im Markt missbraucht zu haben. Intel unterhalte diverse Verträge mit Herstellern und Lieferanten, die dazu dienten, AMD außen vor zu halten, glaubt das AMD-Management. Derzeit laufen weltweite Ermittlungen gegen Intel zu diesen Vorwürfen, auch die Europäische Union ermittelt. Intel hatte im März bekannt geben müssen, wichtige E-Mails "verloren zu haben", die möglicherweise als Beweismittel in dieser Angelegenheit hätten dienen können.