Ärger des Jahres

Pannenstatistik 2007: Die kleinen und großen Verlierer des Jahres

14.12.2007

10. T-Systems

Wie die Deutsche Telekom im ablaufenden Jahr mit ihrer IT-Servicetochter T-Systems umsprang – immerhin dem größten deutschen IT-Dienstleister mit mehr als 50.000 Mitarbeitern und 8,8 Milliarden Euro Umsatz in den ersten drei Quartalen 2007 -, war alles andere als würdig. Weil es der IT-Servicegesellschaft an Internationalität fehlt und die Offshore-Kapazitäten nur ungenügend ausgebaut sind, wurde nach einem potenten Partner vom Schlage IBM, EDS oder Accenture gefahndet. Allerdings bislang ohne jeden Erfolg. T-Systems war ständig als Klotz am Bein des frisch verliebten Telekom-Chefs René Obermann in den Schlagzeilen: Ein Sanierungsfall, den keiner kaufen will.

Obermann hatte T-Systems anlässlich der Bilanzpressekonferenz im März grundsätzlich in Frage gestellt. Die Deutsche Telekom strebe die weltweite Marktführerschaft im Geschäft mit integrierten IT- und TK-Leistungen für Großunternehmen an. Dazu prüfe man die Option, T-Systems in eine strategische Partnerschaft mit einem Global Player einzubringen. T-Systems müsse international besser aufgestellt sein. Gemeinsam mit einem Partner könnten Skaleneffekte genutzt und bessere Angebote unterbreitet werden. An eine Heuschrecke werde man den Dienstleister definitiv nicht verkaufen, hieß es.

Da T-Systems einen relativ hohen Anteil an Commodity-Leistungen sowohl im IT- als auch im TK-Portfolio hat, ist es doppelt schmerzhaft, dass dem Konzern der Offshoring-Trend davon fuhr. Um diese Dienste profitabel anbieten zu können, werden aber Skaleneffekte und Offshore-Kapazitäten benötigt. Hier sind die Wettbewerber besser aufgestellt als T-Systems. Konsequenz: Der Umsatz schrumpfte in den ersten neuen Monaten des laufenden Geschäftsjahres um sieben Prozent, das Deutschland-Geschäft sogar um 10,3 Prozent. Das Ebitda-Ergebnis (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) brach um 18,3 Prozent auf 800 Millionen Euro ein.

Soll retten, was zu retten ist: Reinhard Clemens, der neue Mann an der Spitze.
Soll retten, was zu retten ist: Reinhard Clemens, der neue Mann an der Spitze.

Nach Einschätzung von Branchenkennern sind Konflikte um eine bevorstehende Sanierung sowie das Hin und Her um die Suche nach einem Partner für die Großkundensparte der Telekom-Tochter nicht gut bekommen. Obermann bestätigte erst vor wenigen Wochen, es würden weiterhin Gespräche mit "verschiedenen potenziellen Interessenten" für den Bereich geführt. Wohin es den Telekom-Chef wirklich zieht, ist jedoch weitgehend unklar. Zwischendurch kam auch das Gerücht auf, die Telekom wolle sich EDS einverleiben und so zu einem der weltweit größten ITK-Dienstleister aufsteigen.

T-Systems-Chef Lothar Pauly musste Mitte des Jahres gehen – was im Konzern ein Aufatmen zur Folge gehabt haben soll, wie zu hören war. Unterdessen wurde Reinhard Clemens geholt, zuvor Chef von EDS Deutschland. Egal, wie es mit T-Systems weitergeht, ihm steht eine Menge Arbeit bevor. (hv)