Blick an die Nasdaq

Palm: Weiter im Abwärtssog

15.06.2001
Von Markus Lindermayr*

Vor sechs Monaten war die Welt bei Palm noch in Ordnung. In nur fünf Jahren hatte der 3Com-Sprössling 13 Millionen seiner digitalen Assistenten verkauft. Mehr als 70 Prozent aller weltweit abgesetzten Handhelds stammen von Palm. Zudem warfen Kooperationen mit Partnern wie Sony, Handspring und Nokia fette Lizenzeinnahmen ab. An jedem Palm V - dem hochpreisigen Modell - wurden 150 Dollar bei einem Ladenpreis von 399 Dollar verdient, während man 26 Dollar beim M-100-Modell für 149 Dollar einstecken konnte.

Doch eine Reihe von Fehlkalkulationen, der scharfe Wettbewerb und ein schwächelndes Marktumfeld brachte die Firma ins Trudeln. Verwöhnt vom dreistelligen Wachstum in fünf aufeinander folgenden Quartalen setzte das Management auf starke Kapazitätserweiterung, eine Abschwächung der Nachfrage wurde nicht in Erwägung gezogen. Gleichzeitig weiteten Konkurrenten wie Handspring mit einer aggressiven Preispolitik ihre Marktanteile aus und ließen Palm im Regen stehen. Stark fallende Umsätze und sich häufende Verluste treffen die Company in einem Augenblick, in dem die Firma eine Menge Geld gebraucht hätte, um sich durch Produktneuerungen einer wachsenden Herausforderung von Microsoft-basierten Konkurrenten zu erwehren. Mit einem um mehr als 90 Prozent gefallenen Aktienkurs wird Palm zunehmend verwundbarer und bereits als Übernahmeziel von IBM oder Apple gehandelt. Der Anleger sollte sich keine Probleme aufhalsen und den Palm-Titel meiden.

*Markus Lindermayr ist Analyst der CMW GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.