Palm: Umsatz steil nach oben, Aktie im Keller

Palm boomt, aber auch Pocket PC legt zu

05.01.2001
MÜNCHEN (CW) - PDA-Hersteller Palm konnte das letzte Quartal mit stark gestiegenen Umsätzen und Gewinnen abschließen. Trotz der positiven Zahlen musste die Aktie des Unternehmens starke Einbußen hinnehmen. Microsofts "Pocket-PC-System", bisher kaum ein gefährlicher Palm-Mitbewerber, kann unterdessen einen deutlichen Aufwärtstrend verzeichnen.

Die Umsätze des PDA-Marktführers sind in dem zum 1. Dezember 2000 abgeschlossenen zweiten Fiskalquartal um 102 Prozent auf 522 Millionen Dollar gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Der Nettogewinn wuchs ohne Berücksichtigung von Sonderaufwendungen um 77 Prozent auf 27,5 Millionen Dollar. Palms Chief Financial Officer (CFO) Judy Bruner erwartet für das dritte Quartal einen saisonal bedingten Absatzrückgang, jedoch einen starken Anstieg im vierten Quartal. Für das Gesamtjahr hat sie einen Umsatz von 1,9 bis zwei Milliarden Dollar vorhergesagt.

Trotz der positiven Meldungen verzeichnete die Palm-Aktie an der Börse einen überraschend starken Einbruch. Während das Papier am 19. Dezember, dem Tag vor Bekanntgabe der Zahlen, noch bei 49 Dollar lag, stürzte der Wert zwei Tage später auf etwa 25 Dollar ab. Analysten erklärten den Niedergang damit, dass die vorhergesagte Umsatzmarke von 520 Millionen Dollar nicht - wie von Experten erwartet - deutlich übertroffen wurde.

Der Hersteller hat von September bis November 2,1 Millionen Handhelds verkauft, 45 Prozent mehr als im Quartal davor. Nach wie vor hat Palm, wie andere Hersteller auch, mit Zulieferknappheiten bei bestimmten Chips und bei den Displays zu kämpfen.

Der Wettbewerb im Markt für Handhelds wird schärferUnterdessen hat das Marktforschungsunternehmen IDC neue Zahlen über die mit Palm-OS konkurrierende Microsoft-Plattform Pocket PC bekannt gegeben. Demnach haben PDAs mit Pocket PC im Jahr 2000 ihren Marktanteil von 13 Prozent (Vorjahr) auf 18 Prozent steigern können. Dieser Zuwachs ist nach Ansicht von IDC durchaus beachtenswert. Einerseits ist in diesem Jahr mit Handspring ein starker Konkurrent in den Markt eingestiegen, der in den USA im Endkundensegment auf Anhieb einen Anteil von einem Drittel für sich gewinnen konnte. Zum anderen hat Microsofts Pocket PC erst im April debütiert.

Vergleichbar sind die beiden verbreitetsten PDA-Systeme dennoch nur bedingt. Während die Geräte der verschiedenen Palm-OS-Unterstützer im unteren Preissegment ab 400 Mark zu haben sind und somit hauptsächlich den Einsteiger- und Lowend-Markt bedienen, bewegen sich die Preise der Pocket-PC-PDAs zwischen 800 und 1400 Mark.

Spannend dürfte der Kampf der beiden Systeme um den Unternehmensmarkt sein. Palm gibt an, dass mittlerweile 42 Prozent der verkauften Geräte in Firmen eingesetzt werden. Aufgrund der deutlich überlegenen Hardwareausstattung der derzeitigen Pocket-PCs von Casio, Compaq und Hewlett-Packard in den Bereichen Display, Speicher und CPU erwägen aber nach Aussage von IDC-Analyst Kevin Burden viele Unternehmen den Einsatz der Microsoft-Plattform. "Wir haben untersucht, welche Firmen welche Systeme einsetzen, und haben festgestellt: Die Größeren entscheiden sich tendenziell eher für Pocket PC, die Kleineren setzen auf Palms, so Burden.