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Palastrevolution: Wird Digg das eigene Prinzip zum Verhängnis?

03.05.2007
Der Web-2.0-Nachrichtensammler Digg.com wurde dadurch populär, dass seine Nutzer die Inhalte einspeisen und bewerten. An diesem Prinzip könnte die Community jetzt aber scheitern.

Gestern Mittag hatten die Digg-Betreiber begonnen, Einträge mit einem Software-Schlüssel zu entfernen, den man benötigt, um den Kopierschutz der neuen High-Definition-Medien HD DVD und Blu-ray auszuhebeln. Das geschah auf Geheiß des Konsortiums AACS, das (im Namen von unter anderem IBM, Intel und Microsoft) die entsprechende Technik vermarktet, in den Postings einen Rechtsbruch sah und Digg eine Unterlasssungserklärung zustellte - so wie übrigens auch Google und der freien Online-Enzyklopädie Wikipedia.

Diggs Nutzer ließen sich das nicht gefallen und veröffentlichten den Schlüssel immer wieder aufs Neue. Nach acht Stunden gab Digg-Gründer Kevin Rose endlich entnervt auf und konzedierte im Firmen-Blog: "Ihr habt es klargemacht: Lieber soll Digg kämpfend untergehen als sich einer größeren Firma beugen." Das habe man verstanden, werde ab sofort aufhören, die Meldungen mit dem umstrittenen Code weiter zu löschen und die Konsequenzen tragen. "Wenn wir verlieren - ja, zum Teufel, dann haben wir es sterbend wenigstens versucht", schließt Rose.

Kommentar: Der Kollege Volker Weber schreibt dazu: "Ist der Geist einmal aus der Flasche, bekommt man ihn nicht wieder zurück hinein." Quod erat demonstrandum. Die AACS hat bereits zwar ihre technischen Gegenmaßnahmen angekündigt. Sie und die von ihr vertretenen Branchenschwergewichte sollten aber nicht Digg, Google oder die Wikipedia als sprichwörtliche Überbringer der schlechten Nachricht töten, sondern einsehen, dass ihr Digital Rights Management nicht im Interesse aufgeklärter Verbraucher ist und dass diese sich dagegen zur Wehr setzen, wo und wie immer sie können. (tc)