E-Commerce

Paketlawine rollt durch den Handel

14.05.2014
Es läuft schon ziemlich gut für die Paketversender. Doch die Branche sieht eine noch goldenere Zukunft. Der Versand von Waren aller Art, vom Kunden im Internet bestellt, scheint noch längst nicht ausgereizt.

Das Krisenjahr 2009 haben die deutschen Paket- und Kurierdienste längst hinter sich gelassen. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Sendungen um 3,8 Prozent, der Umsatz um 3,4 Prozent. "Das zeigt den hohen Wettbewerb, die Preise sind gedeckelt", sagt der Finanzvorstand des BIEK, Philip Nölling, bei Vorstellung der Jahresbilanz 2013 am Dienstag in Berlin. Was er meint: Es konkurrieren so viele Versender um Privat- und Geschäftskunden, dass trotz stark steigender Stückzahlen Preiserhöhungen kaum durchsetzbar sind.

Bei den Kurierfahrten von einem Absender direkt zum Empfänger oder den Expressendungen machen die Unternehmen keine großen Wachstumssprünge mehr. Wohl aber bei den klassischen Paketen. Deren Zahl erhöhte sich verglichen mit dem Vorjahr um 5,0 Prozent, die der Express- und Kuriersendungen lediglich um 1,9 Prozent.

So machte denn auch der Umsatz der Paketsparte 2013 bereits mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Erlöse des gesamten Kurier-, Express- und Paketmarktes aus: 8,4 Milliarden von 16,1 Milliarden Euro. Allein die Deutsche Post DHL transportierte im vergangenen Jahr mehr als eine Milliarde Pakete.

Insgesamt zählte BIEK 2,66 Milliarden Pakete, Express- und Kuriersendungen, 3,8 Prozent mehr als 2012. "Das bedeutet, dass an jedem Arbeitstag neun Millionen Sendungen ausgeliefert werden", berichtet Verbandspräsident Gunnar Uldall.

Das Ende dieses Trends sei noch nicht absehbar, vielmehr werde er sich noch beschleunigen. In diesem Jahr erwartet der Verband 3,5 Prozent mehr Sendungen als im Vorjahr. In den folgenden vier Jahren bis 2018 geht die BIEK-Prognose sogar von einem Plus von 4,3 Prozent jährlich aus.

Die Kehrseite der Medaille zeigt sich in den Innenstädten. Erst vor wenigen Tagen schlug der Handelsverband HDE Alarm. Drei Viertel der stationären Einzelhändler berichteten in einer Umfrage von sinkenden Besucherzahlen an ihren Standorten. Betroffen seien vor allem Händler in den Innenstädten. Die müssten attraktiver werden.

Ein großer Vorteil der Ladengeschäfte sind außer der Beratung die bekannten Öffnungszeiten. Wann ein Paket geliefert wird, ist hingegen oft nicht genau vorhersehbar. Doch auch dabei wollen die Versender kundenfreundlicher werden. Ein Schritt waren der Aufbau größerer Netze mit Abgabe- und Abholstationen. Die Post etablierte zudem Paketstationen im Freien. Nun bietet der Konzern auch Paketkästen für den Vorgarten an, damit die Kunden das Paket bei Abwesenheit nicht in irgendeiner Filiale abholen müssen.

Mit ihrer Plattform Allyouneed.com und ihrem eigenen Kurierdienst versucht die Post sogar, den Verkauf von Lebensmitteln über das Internet salonfähig zu machen. Der Versand von frischen Produkten hat sich bislang in Deutschland nicht flächendeckend durchgesetzt. So nahm etwa der Versandhändler Otto Ende 2010 wieder Abstand von dieser Idee.

Allyouneed will abends liefern, was am Vorabend bestellt wurde. Das Projekt startet in Großstädten. Dabei wird sich zeigen, ob die Grenzen des Online-Handels hier erreicht sind oder Obst und Gemüse bald so selbstverständlich ins Haus geliefert werden wie Bücher oder Schuhe. (dpa/tc)