Packard Bell packt TV, Audio und Fax in seine Rechner Konsequente Strategie macht PC zum multimedialen Infoterminal

15.07.1994

MUENCHEN (jm) - Packard Bell (PB), in den USA etablierte Groesse im PC-Markt, betreibt den Paradigmenwechsel vom PC als besserer Schreibmaschine zum multimedialen Infoterminal momentan mit dem groessten Engagement.

Fuer das schon 1926 gegruendete Unternehmen schliesst sich in gewisser Hinsicht historisch der Kreis: In den Gruenderzeiten verkauften die Amerikaner Radios. Heute ist PB zwar vor allem fuer seine PCs bekannt - in den USA belegt der Anbieter nach den Zahlen von IDC im ersten Quartal 1994 mit 430000 verkauften Einheiten bereits Platz zwei hinter Compaq und vor Apple und IBM. Diese Rechner haben es jedoch im wahrsten Sinn des Wortes in sich.

Mit den neuen Modellen der "Spectria"- und "Multimedia"-Kollektion kann der Anwender nicht nur wie weiland mit den Rundfunkempfaengern Radio hoeren. Auch Fernsehabende oder Musik von der CD-ROM ueber ein PB-eigenes Lautsprechersystem mit Subwoofer-Komponenten gehoeren zum Programmangebot.

Denn PB ist von Kopf bis Fuss auf Multimedia eingestellt: "Wir glauben, dass diese Anwendungen ganz gross kommen werden", meint Vice President Europe Michel Fromont. In den USA seien bereits 80 Prozent aller verkauften PB-PCs mit Multimedia-Komponenten ausgestattet.

Entsprechend konsequent ist deshalb auch die Produktausrichtung. Neben neuen 486- und Pentium-Maschinen, die teils schon netzwerkvorbereitet sind, stehen vor allem die medialen Alleskoenner im Vordergrund des PC-Angebotes.

Die Spectria-PCs sind komplett mit CD-ROM-Laufwerk, TV-, Stereo- sowie Faxmodemkarte ausgestattet. Zudem griff PB bei diesen Modellen eine Idee auf, die Apple bei den "Plus"-, "Classic"- und "SE"-Macs sowie Compaq bei dem "Prolinea"-PC schon hatten: Monitor und Rechner bilden eine Einheit.

Packard Bell hat mit dem Server-Markt nichts im Sinn

Neben den mit 486-Prozessoren (maximal DX 66) ausgestatteten Spectria-PCs bringt PB noch die Multimedia-Linie heraus. Ausser den genannten Multimedia-Subkomponenten stehen dem Anwender hier auch Aktivlautsprecher inklusive eines Subwoofer-Systems zur Verfuegung. Ferner rechnen diese Maschinen wahlweise auch mit Pentium- Prozessoren.

Wie die Spectria-Mikros liefert PB auch die leistungsstaerkeren Multimedia-PCs mit einem Paket vorinstallierter Microsoft-Software aus. Zu diesem gehoeren DOS 6.2, Windows for Workgroups 3.11, Money 3.0 sowie Works 3.0. Ausserdem legt der Hersteller elf CDs bei, auf denen unter anderem Spiele, Lernprogramme und Lexika enthalten sind.

Hilfreich ist das PB-eigene Softwarewerkzeug "Navigator 2.0". Auf allen PB-PCs installiert, fuehrt es auch ungeuebte Anwender auf anschauliche Weise durch diverse Problemsituationen, die sich am PC ergeben koennen.

PB setzt uebrigens nicht nur konsequent auf den PC als Infoterminal. Das US-Unternehmen haelt sich genauso bewusst von anderen Marktsegmenten fern. Hierzu gehoert das der PC-Server: "Wir konzentrieren uns auf den Heimanwender und die Benutzer in kleinen Firmen", beschreibt Fromont die Strategie.

Diesen Soho-Markt will PB in Deutschland nicht ueber den Direktvertrieb oder Fachhaendler und VARs angehen, sondern ausschliesslich ueber Handelsketten. Als Vertreiber akquirierten die Amerikaner den Otto- und den Baur-Versand, Tekno, Saturn Hansa, Schaulandt, Metro, Komet/Rewe und den Pro Markt.

Auf diesem Weg, prognostiziert Hans-Dieter Riechmann, Geschaeftsfuehrer der Packard Bell GmbH, Muenchen, werde man 1994 wohl 40000 PCs absetzen.