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P2P-Dienste versprechen Nutzern Schutz vor RIAA

09.07.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nachdem der Dachverband der amerikanischen Musikindustrie RIAA (Recording Industry Association of America) Ende Juni gedroht hat, künftig schärfer gegen private Dateitauscher vorzugehen, wollen die Online-Tauschbörsen nun nachziehen. So hat zum Beispiel Michael Weiss, Geschäftsführer des Morpheus-Betreibers StreamCast, angekündigt, Technologien zum besseren Schutz privater Daten zu implementieren. Ein entsprechendes Update der Morpheus-Software soll bis August verfügbar sein. Bei Kazaa und Grokster gibt es US-Berichten zufolge ähnliche Pläne.

Experten warnen jedoch vor zu großen Erwartungen in die Privacy-Funktionen. Als Beispiel nannten sie den P2P-Dienst (Peer to Peer) Blubster, der mit dem Schutz der Privatsphäre wirbt. Der Dienst verberge zum Beispiel die IP-Adresse, anhand der sich Nutzer eindeutig identifizieren lassen, keineswegs, so die Spezialisten. Lediglich die Dateien, die über die jeweilige Adresse getauscht werden, liste Blubster nicht auf. Der einem Rechner zuordenbare Datenverkehr lasse sich jedoch leicht mit Hilfe entsprechender Software ermitteln. Somit sei es der RIAA ohne weiteres möglich, auch Blubster-Nutzern Verstöße gegen Copyrights nachzuweisen.

Es gibt allerdings Möglichkeiten, mit denen sich die persönlichen Daten von Tauschbörsennutzern verschleiern lassen. Ein Beispiel dafür ist das Projekt Freenet (The Free Network Project). Die Lösung bricht mit dem traditionellen P2P-Ansatz, der zum möglichst effizienten Tausch der Daten die IP-Adressen der Teilnehmer adressiert. Bei Freenet werden alle Adressen verschleiert und der Datenverkehr verschlüsselt. Die Technologie hat jedoch auch Schattenseiten. So sind zum Beispiel gesuchte Daten schwerer zu finden - mit der Folge, dass es weniger Teilnehmer und damit ein geringeres Angebot gibt.

Eine andere Möglichkeit, sich gegen Strafandrohungen der Musikindustrie zu schützen, sind Anonymisierungsdienste. Sie arbeiten unabhängig von der Nutzung einer Tauschbörse. In der Regel nimmt dabei der Rechner mit einem anonymen Server Kontakt auf, über den dann der weitere Datenverkehr läuft. Für andere Teilnehmer im Web ist somit nicht die eigene IP-Adresse, sondern die des Servers sichtbar. US-Privacy-Experten rechnen jedoch damit, dass die Musikindustrie schon bald auch solche Dienste aufs Korn nehmen wird. Ein Vorreiter in Sachen Privatsphäre war der IT-Security-Spezialist Zero-Knowledge Systems, der jedoch den Dienst "Freedom Network" bereits im Oktober 2001 aus Rentabilitätsgründen eingestellt hat (Computerwoche online berichtete). (lex)