Outsourcing will gut vorbereitet sein

15.09.2004
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Bestandsaufnahme unbedingt notwendig

Nüchtern und unvoreingenommen sollten die Anwenderunternehmen sich dem Outsourcing-Thema nähern und allen Entscheidungen eine Bestandsaufnahme vorausgehen lassen. Dazu zählt neben der Kostenbetrachtung nach dem Total-Cost-of-Ownership- (TCO-)Verfahren oder vergleichbaren Modellen möglicherweise auch ein Benchmark-Projekt und die Dokumentation der aktuellen Prozesse. Bei letzterem helfen Best-Practice-Ansätze wie die IT Infrastructure Library (Itil) sowie das vor allem von indischen Anbietern genutzte Capability Maturity Model (CMM) des Software Engineering Institute (SEI).

Vor allem CMM dürfte den hiesigen IT-Abteilungen die Augen öffnen, denn gut aufgestellte interne Provider erreichen einen CMM-Level zwischen zwei und drei. Indische Anbieter weisen in der Regel ein CMM-Zertifikat der Stufe vier, meistens sogar fünf auf. "Sie lassen in ihrer Outsouring-Entscheidung demnach einen kaum oder wenig optimierten internen Dienstleister gegen einen effektiven und professionellen, externen Spezialisten antreten", schimpft Schmidt.

Zur Analyse der aktuellen Prozesse ist die Hilfe der Mitarbeiter erforderlich. "Sie sind die einzigen, die Prozesse des Unternehmens kennen und wissen, wer die eigentlichen Entscheider in den Unternehmen sind", berichtet Christoph Schulz, Geschäftsführer des Franz Künstler e.V. Verein für Arbeitnehmerbildung in Berlin. Deren Mitarbeit ist jedoch kaum möglich, wenn das Outsourcing-Projekt auf einen verdeckten Stellenabbau zielt. "Arbeitsplatzverlust lässt sich heute nicht mehr ausschließen", weiß auch der Geschäftsführer des gewerkschaftsnahen Vereins. "Das darf aber nicht das Ziel des Outsourcings sein."

In jedem Fall ändert sich aber das Anforderungsprofil der Mitarbeiter. Den nach dem Outsourcing-Projekt im Haus verbleibenden Spezialisten schrieb beispielsweise Hermann-Josef Lamberti, COO der Deutschen Bank, eine mentale Transformation ins Pflichtenheft: "Sie müssen sich vom Handwerker zum Architekten entwickeln. Intern sind Projekt-Manager gefragt." Den zum externen Anbieter wechselnden Arbeitnehmer zeigen sich ebenfalls neue Karrierepfade auf. Um sie erfolgreich beschreiten zu können, ist eine serviceorientierte Mentalität erforderlich. "Qualifikation eröffnet den Mitarbeitern neue Perspektiven", berichtet Schulz. "Die Kosten müssen jedoch in die Berechnungen des Outsourcing-Projekts Eingang finden."

Fotos: Photodisc
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