Outsourcing - nicht ohne die Mitarbeiter

24.02.2005
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Wolfgang Fritzemeyer, Baker & McKenzie: "Als Know-how-Träger sind die Mitarbeiter die Nabelschnur zum alten Unternehmen."

Allem Anschein nach haben die Marktpartner - von wenigen Ausnahmen abgesehen - aus Fehlern gelernt. Deals wie etwa zwischen zwischen Hewlett-Packard und Triaton gelten in der Szene auch deshalb als problematisch, weil Mitarbeiter vor den Kopf gestoßen wurden und das Image der Dienstleister Schaden nahm. "Wer als Rambo auffällt", sagt ein Marktforscher, "wird sofort von der Ausschreibungsliste gestrichen."

Mangelnde Sensibilität gegenüber Mitarbeitern an den Tag zu legen sei unklug, kritisiert auch Wolfgang Fritzemeyer, Rechtsanwalt in München und Experte für Outsourcing-Recht. "Als Know-how-Träger sind sie die Nabelschnur zum alten Unternehmen", so der amtierende Vorsitzende der European Outsourcing Association Germany e.V (www.e-oa.net). Setzt sich der neue Arbeitgeber arrogant über berechtigte Mitarbeiterinteressen hinweg, darf er sich nicht wundern, wenn es drunter und drüber geht. "Ohne Vertrauen und Mitarbeiterbindung", warnt Thomas Eggert, Chef der TDS HR Services and Solutions GmbH, "ist Outsourcing zum Scheitern verurteilt."

Als Musterbeispiel führt beispielsweise Annette Rohrbach den Übergang der von ihr geführten 30-köpfigen IT-Abteilung des Baukonzerns Hochtief zu SBS an. Den reibungslosen Ablauf führt Rohrbach auf eine "sorgfältige Vorbereitung und offene Informationspolitik" durch Management, Betriebsrat und Personalabteilung zurück. Eine ähnliche Erfahrung machte Rudolf Torheiden, nunmehr Angestellter bei CSC Ploenzke. Dass der Wechsel des ihm unterstehenden 14 Mann starken Desktop-Supports von Motorola zum IT-Dienstleister im Juli 2003 gut über die Bühne ging, schreibt Torheiden besonders der engen Kooperation beider Betriebsräte zu. Sie handelten für die Neulinge Gehälter aus, die "über das sonst Übliche hinausgehen."Eine behutsame Integration zahlt sich aus

Mit einem freundlichen Empfang der neuen Mitarbeiter versucht es auch T-Systems. "Die Integration lief nahtlos", erinnert sich Miroslaw Heister, den es Ende 2003 gemeinsam mit 180 Kollegen von der West-LB-Tochter Swest GmbH zur T-Systems verschlug. "Wir gehörten vom ersten Moment an dazu." Seine Tätigkeit als Projekt-Manager konnte Heister bruchlos fortsetzen und ist inzwischen mit wesentlich größeren und anspruchsvolleren Vorhaben konfrontiert, was ihn "persönlich enorm weiterbringt".

Gelobt wird auch Accenture. "In der Anbahnungsphase", erinnert sich Andreas Wohlrab, Experte für IT-Infrastrukturen und Rechenzentren, der vor drei Jahren vom Systemhaus der Schmidt Bank gewechselt war, hätten sich Accenture-Kollegen persönlich in der Bank vorgestellt und durch ihr besonnenes Auftreten Vertrauen geweckt: "Sie waren keinen anonyme Käufer, sondern greifbar."