Outsourcing mit spitzer Feder gerechnet

07.10.2003
Von Harald Reif
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bei der Entscheidungsfindung über Outsourcing-Projekte haben derzeit die Finanzvorstände ein wichtiges Wort mitzureden. Doch über die reine Kostenfrage hinaus gewinnen langfristige Überlegungen zunehmend an Bedeutung.

Die Zeichen für einen konjunkturellen Aufschwung mehren sich. Nichtsdestotrotz hat die wirtschaftliche Stagnation tiefe Spuren hinterlassen. Denn mehr und mehr Unternehmen haben sich in der angespannten Lage auf ihre Stärken konzentriert, die sie am Markt von Wettbewerbern unterscheiden. Dazu gehörte die Bündelung von Kompetenzen, aber auch Desinvestments in Bereichen, die nicht zu den Kernkompetenzen zählten, wie die Auslagerung von Aktivitäten an externe und auf diese Aufgaben spezialisierte Dienstleister. Mit diesen Auslagerungen folgten viele Unternehmen dem Modell der Fertigungsindustrie. Dort wird das Ganze seit Jahren mit dem Begriff "Fertigungstiefe" beschrieben, und die sinkt bekanntlich immer weiter.

Zurzeit lagern Unternehmen aus Kostengründen aus. Das wird auch auf absehbare Zeit so bleiben, wenngleich Kriterien wie Flexibilität, Transformation und Zugang zu Expertenwissen an Bedeutung gewinnen. Quelle: CSC
Zurzeit lagern Unternehmen aus Kostengründen aus. Das wird auch auf absehbare Zeit so bleiben, wenngleich Kriterien wie Flexibilität, Transformation und Zugang zu Expertenwissen an Bedeutung gewinnen. Quelle: CSC

Diese Entwicklung gilt auch für den Bereich der IT und betrifft schon längst nicht mehr nur die Infrastruktur. Die Auslagerungsaktivitäten erstrecken sich zunehmend auf die Applikationen, die jedoch nicht nur verwaltet, sondern auch den sich wandelnden Geschäftsprozesse angepasst werden. Damit gewinnt das Outsourcing eine neue Qualität: Outsourcing wird Teil der Unternehmensstrategie zur Optimierung von Wertschöpfungs- und Kostenstrukturen.

Spätestens dann wird Outsourcing zu einem zentralen Thema für die Finanzvorstände und Chief Financial Officers (CFOs). Produktivitäts- und Rentabilitätskennziffern sind für Aktionäre, Analysten und Kunden unbestechliche Gradmesser, um das strategische Marktpotenzials eines Unternehmens und damit seine Bewertung am Kapitalmarkt einzuschätzen.

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Im Zuge der Portfoliobereinigung geraten in vielen Unternehmen die IT-Abteilungen ins Visier der Finanzvorstände. Während andernorts die Wichtigkeit der IT für das Kerngeschäft diskutiert wird, berechnen sie mit spitzer Feder die finanziellen Rahmenbedingungen. Die regelmäßige Quartalsbilanz im Blick, sind die Chief Financial Officers vor allem dem Argument zugetan, den Fixkostenblock der IT-Abteilung durch variable, laufende und transparente Zahlungen ersetzen zu können.

Für den CFO ist das strategische IT-Outsourcing natürlich in erster Linie ein probates Instrument zur Steuerung der Kosten, je nach konjunktureller Situation und Bedarf. Die Entscheidung für oder gegen Outsourcing stützt sich in einem reinen Kosten-Management vor allem auf eine quantitative Bewertung. Dabei zeigt sich, dass sich durch Outsourcing Kosten senken lassen, und daher werden zunehmend weitere Dienstleistungen rund um die IT an externe Dienstleister übertragen. Geschieht dies auf Dauer, werden aus fixen variable Kosten: Das IT-Budget des Unternehmens, der vormals fixe Kostenblock, wird reduziert, während die bedarfsabhängigen Outsourcing-Kosten variabel sind.

In einer aktuellen Studie von CSC unter den CFOs der 250 größten europäischen Unternehmen, die in Kürze veröffentlicht wird, betonen daher nicht umsonst 70 Prozent der Befragten, dass strategisches Outsourcing in den kommenden drei Jahren wichtig beziehungsweise sehr wichtig für ihr Unternehmen wird. Vor fünf Jahren war diese Zahl noch erheblich kleiner. Und 80 Prozent betonen in diesem Kontext, dass strategisches Outsourcing wichtig beziehungsweise sehr wichtig für die Verbesserung ihres Geschäftsergebnisses sei. An erster Stelle steht hierbei die Kostenreduktion beziehungsweise -kontrolle durch das Outsourcing.

Zugang zu externem Know-how

Natürlich schlagen bei der Implementierung von IT-Lösungen auch der Zeitfaktor und ihre Flexibilität auf die Kosten durch - ebenfalls ein Argument, das aus Sicht des CFOs Outsourcing sinnvoll erscheinen lässt. Gleiches gilt für die Qualität und die Effizienz der IT-Lösung: Das höhere fachliche Know-how eines externen Dienstleisters spricht dafür, dass Kosten reduziert werden, indem Skaleneffekten genutzt und zeitgemäßes Equipment eingeführt wird. Auch dies dokumentiert die CSC-Studie, denn die Verbesserung der Serviceleistungen im IT-Bereich, verbunden mit dem Zugang zum umfangreichen Know-how eines erfahrenen IT-Dienstleisters, werde künftig eine wichtigere Rolle bei der Zielsetzung eines strategischen Outsourcings spielen, so die befragten CFOs.

Die letztgenannten Argumente deuten schon darauf hin, dass die Qualität der Serviceleistungen an Bedeutung gewinnt. So setzt sich die Erkenntnis durch, dass die IT fortwährend auf die sich wandelnden Geschäftsprozesse abgestimmt sein muss, um eine durch die IT generierte Wertschöpfung für das Unternehmen zu realisieren.

Erkannt wird in diesem Zusammenhang auch, dass im Hinblick auf die notwendige Fokussierung auf Kernkompetenzen durch "strategisches" Outsourcing Themen wie "strategische Flexibilität" und "Business Transformation" in den Mittelpunkt rücken. So dürfte auch für den CFO die Frage akut werden, ob das im Unternehmen versammelte IT-Know-how ausreicht, um unter Kosten- und Qualitätsgesichtspunkten eine optimale Lösung umzusetzen, oder ob diese nicht besser durch einen Dienstleister erbracht wird, der genau hier seine Kernkompetenzen angesiedelt hat.