Outsourcing ist kein Allheilmittel

23.02.2006
COMPUTERWOCHE VERLEGERPUBLIKATION - Mit Outsourcing lassen sich die IT-Kosten merklich senken, aber es birgt auch erhebliche Risiken. Ob der IT-Dienstleister in der Region oder in Indien ansässig ist – gründliche Planung, flexible Vertragsvereinbarungen und ein partnerschaftliches Verhältnis sind Voraussetzungen für erfolgreiche Outsourcing-Projekte.

In fast allen Fällen sind Einsparungen das Hauptargument für die Auslagerung von Teilen der IT. Denn Outsourcing spart Kosten: Diese einfache Maxime stimmt - und stimmt auch nicht. Zwar ist der Grundsatz richtig, dass sich durch Outsourcing Einsparungen ergeben: Im Inland durch Skaleneffekte und Spezialisierung beim IT-Dienstleister; im Ausland durch das teils erhebliche Gehaltsgefälle. Aber es kommen auch Kosten hinzu. Ohne sorgfältige Planung, konkrete Vereinbarungen über SLAs (Service Level Agreements) und KPIs (Key Performance Indicators), die Konzeptions- und Management-Ressourcen verschlingen, kann kein Outsourcing-Projekt erfolgreich sein. Hinzu kommen in jedem Fall Telekommunikations- und Migrationskosten.

Outsourcing beginnt bei der Auslagerung des PC-Supports an einen regionalen Dienstleister, geht über den RZ-Betrieb im Baltikum und reicht bis zur Software-Entwicklung in Indien oder China. Dabei nehmen die Probleme in der Regel mit der Entfernung zu."Ein interkulturelles Offshore-Projekt verschlingt erheblich mehr Organisations-, Kommunikations- und Management-Aufwand als mit einem deutschen IT-Dienstleister vor der Tür; das lässt sich nicht nebenbei abwickeln", warnt Timm Beyer,Vorstand des auf Nearshore-Projekte spezialisierten IT-Beratungsunternehmens skilldeal AG in Berlin. Deshalb sind es vor allem große Unternehmen, die über entsprechende Management-und Projektleitungskapazitäten verfügen, für die sich Joint Ventures oder Offshoring in Fernost rechnen.

Längst haben auch die großen IT-Dienstleister wie CSC, IBM, HP, Accenture oder EDS Nearshore- und Offshore-Kapazitäten aufgebaut. "Es ist heute fast die Regel, dass Anwenderunternehmen bei Vertragsverhandlungen von ihrem Anbieter fordern, einen Teil der IT-Leistungen offshore zu erbringen - bei entsprechend günstigeren Preisen", sagt Andreas Burau, Research Director bei der Experton Group. So können auch mittelständische Unternehmen ohne eigenes Engagement im Ausland vom Offshoring profitieren. Das ist häufig die bessere Lösung, als sich auf eigene Faust nach einen IT-Dienstleister im Osten umzusehen, sagt skilldeal-Vorstand Beyer: "Im Mittelstand fehlt fast immer das Know-how, welche IT-Dienstleistungen an welchen Standorten am günstigsten zu bekommen sind, in welchen Bereichen Offshore-Partner spezielle Erfahrungen mitbringen, wo das Gehaltsgefälle am größten ist und welche ITQualifikationen wo anzutreffen sind."

Aber auch mit der Wahl des Outsourcing-Partners ist es nicht getan:Ob regionaler Anbieter oder Software-Entwickler am anderen Ende der Welt - die Zusammenarbeit bedarf gründlicher Planung und einer sinnvollen Vertragsgestaltung.Die Ursachen für gescheiterte Outsourcing-Projekte liegen fast immer in der schlechten Vorbereitung oder einem zu starren Vertragswerk.