Finanzkrise

Outsourcing in Krisenzeiten

10.11.2008
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

Viele Deals werden nachverhandelt

Für solche Aspekte bleibt derzeit allerdings wenig Raum. Momentan versuchen die Unternehmen vor allem, die bestehenden Verträge mit ihren externen Dienstleistern nachzuverhandeln: Laut Forrester wollen 33 Prozent von 258 Großunternehmen in Europa und den USA die Preise für extern erbrachte IT-Services auf jeden Fall drücken. Weitere 40 Prozent halten diesen Versuch für wahrscheinlich (siehe Grafik "Beliebte Sparmaßnahmen"). Speziell bei Outsourcing- und Systemintegrationsprojekten sind Nachverhandlungen derzeit verbreitet, beobachtet Analyst Matzke. Um die gewünschten Nachlässe zu erreichen, müssen die Kunden solche Gespräche allerdings gut vorbereiten, weiß Leandro Balbinot, Director Global Technology Operations & Vendor Management bei Inbev, aus Erfahrung. Die Großbrauerei hatte nicht erst anlässlich der Finanzkrise, sondern wegen der seit geraumer Zeit sinkenden Umsätze in Europa damit begonnen, die Verträge mit ihren externen Dienstleistern zu überarbeiten.

Diplomatisches Geschick gefragt

Damit die Beziehungen zwischen beiden Seiten keinen Schaden nehmen, empfiehlt Balbinot, keine Rabatte ohne Ankündigung zu fordern. "Man muss den Provider darauf vorbereiten und ihm die Gründe für die Forderung so darlegen, dass er sie nachvollziehen kann, sonst gibt es böses Blut." Auch ein Vergleich des bestehenden Vertrags mit Best Practices sei sinnvoll. "Und wenn schließlich ein akzeptables Angebot vorliegt, signalisieren Sie dem Dienstleister, dass auch er davon profitieren kann - etwa in Form von Anreizen, die er im Falle steigender Kundenumsätze erhält, oder durch eine Beteiligung an Einsparungen, die im Zuge von Prozessverbesserungen erreicht wurden", so Balbinot. "Natürlich würden wir diese lieber in vollem Umfang einbehalten, aber auf längere Sicht bietet eine gute Provider-Beziehung mehr Vorteile."