Outsourcing: Immer mehr Verträge werden neu verhandelt

20.10.2005
Die Kunden wollen Offshore-Komponenten einbinden.
Auch wenn die Zahl der Abschlüsse steigt, geht der Vertragswert zurück. Hauptgründe sind der Trend zum selektiven Auslagern sowie die zunehmenden Offshoring-Aktivitäten der Anwender.
Auch wenn die Zahl der Abschlüsse steigt, geht der Vertragswert zurück. Hauptgründe sind der Trend zum selektiven Auslagern sowie die zunehmenden Offshoring-Aktivitäten der Anwender.

Der Trend zu kleineren Outsourcing-Verträgen hält an. Den Marktforschern von TPI zufolge wurden in Europa in diesem Jahr bislang mehr Deals abgeschlossen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, während der Gesamtvertragswert (TCV) gesunken ist. Die Analysten gehen davon aus, dass sich der TCV bis zum Jahresende bei 60 bis 65 Milliarden Dollar einpendeln wird. 2004 waren es noch 72 Milliarden Dollar. Neben der allgemeinen Tendenz zum selektiven Auslagern werden immer mehr Deals neu verhandelt: 38 Prozent der im laufenden Jahr unterzeichneten Verträge kamen laut TPI durch die Umstrukturierung bestehender Vereinbarungen zustande. Von den 191 unterzeichneten Outsourcing-Deals mit einem Gesamtwert von 35 Milliarden Euro entfielen fast zehn Milliarden Euro auf Vertragsumwandlungen.

Hintergrund sind die verstärkten Offshore-Bestrebungen der Anwender. Nach den Worten von Bernd Schäfer, Area Managing Director von TPI Germany, sehen sie vor allem für die Auslagerung der Anwendungs- und Transaktionsabwicklung immer mehr Offshore- und Nearshore-Regionen als entwicklungsfähige Standorte an und versuchen, diese in die Neuverhandlungen einzubeziehen: "Angesichts der direkten Auswirkungen der Offshore-Arbeitspreise auf die Preisgestaltung der Vereinbarungen wollen die Outsourcing-Kunden die Offshore-Märkte genauer prüfen." Dies erhöhe den Preisdruck und schaffe Möglichkeiten für neue Anbieter, mit den etablierten Playern in Wettbewerb zu treten.

Nach Schätzungen von TPI werden im kommenden Jahr 128 Verträge mit einem ursprünglichen Gesamtwert von mehr als 32 Milliarden Euro neu verhandelt werden. In rund einem Viertel davon sehen die Experten eine Bedrohung für die traditionellen IT-Dienstleister: "Da derzeit so viele Verträge als Umstrukturierung oder Neuabschluss ausgehandelt werden, kommen die Anbieter verstärkt unter Druck, mit ihrem Serviceangebot darauf zu reagieren", begründet Schäfer. Aus Anwendersicht unterstreiche der Trend vor allem die Bedeutung flexibler Verträge und robuster Ausstiegsstrategien. (sp)