Outsourcing: Ein Anbieter für alles?

01.10.2002
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Outsourcing scheint sich derzeit zur Allzweckwaffe gegen sämtliche IT-Probleme zu entwickeln: Kostensenkung und -transparenz, Standardisierung der IT, Qualitätsverbesserung, Flexibilität - alles wird besser, so die Versprechen der Anbieter. Anwender, deren IT-Systeme bereits ausgelagert wurden, relativieren: Erst nach einem enormen Kraftakt wird einiges besser, so die Erfahrung.
Komplettes Outsourcing ist out. Anwender hierzulande bevorzugen die selektive Auslagerung des Applikations- und Infrastruktur-Betriebs, des Managements der IT-Systeme sowie der Geschäftsprozesse.
Komplettes Outsourcing ist out. Anwender hierzulande bevorzugen die selektive Auslagerung des Applikations- und Infrastruktur-Betriebs, des Managements der IT-Systeme sowie der Geschäftsprozesse.

Konjunktur hat derzeit nur ein Thema: Sparen, und das scheint im IT-Bereich derzeit gleichbedeutend zu sein mit dem Outsourcing. Tatsächlich berichteten auf der von der TÜV-Akademie Rheinland in Düsseldorf veranstalteten Konferenz „IT-Outsourcing“ einige Anwender von Effekten, die zur Kostensenkung geführt haben. Der Heiztechnikkonzern Vaillant konnte nach einem umfangreichen Outsourcing-Projekt seine IT-Arbeitsplatzkosten um 31 Prozent vermindern. Lufthansa Cargo verzeichnete beim IT-Budget Einsparungen von 15 Prozent. Das sind Zahlen, von denen jeder Finanzvorstand und Controller träumt.

Im Falle des Luftfrachtkonzerns Lufthansa Cargo wurde aber auch eine aktuell weitgehend standardisierte mit einer vormals unaufgeräumten IT-Umgebung verglichen. Vor dem Outsourcing-Projekt fanden sich im Haus beispielsweise 13 verschiedene Hardwarehersteller, nahezu alle verfügbaren Betriebssysteme, mehr als 2000 Applikationen sowie Verkabelungsinstallationen der letzten 15 Jahre. „Alles in allem unterhielten wir einen bunten Zoo“, beschrieb Ricardo Diaz Rohr, CIO bei der Lufthansa Cargo AG in Frankfurt am Main, die damalige Situation. Heute sind noch rund 200 Applikationen im Einsatz.

Auch bei Vaillant förderte die Klärung der Ist-Situation einiges Erstaunliche ans Tageslicht: „Da wurden sogar Verbrauchsgüter als IT-Kosten deklariert“, wunderte sich damals Klaus Scheid, IT-Leiter bei der Vaicon Vaillant Consulting GmbH, Remscheid. Auch Vaicon, das 1996 als IT-Beratungsunternehmen ausgegründet wurde, entschloss sich 1999 zu einem Schnitt und formulierte ein ehrgeiziges Ziel: Die Kosten pro Arbeitsplatz müssen um 30 Prozent runter. Auf dem Weg dorthin einigte man sich auf drei Standards, und zwar für den Grund-, SAP- und CAD-Arbeitsplatz. „Wir haben den Mitarbeitern viel genommen, denn sie waren es gewohnt, sich einen individuellen PC zusammenzustellen. Aber die Standardisierung ist ein Schlüsselfaktor zum Outsourcing-Erfolg“, erläuterte

Scheid. Letztlich wurde bis auf die Applikationen alles - vom PC über LAN und WAN bis hin zur Server-Infrastruktur - einem Dienstleister übergeben.