Outsourcing: Der Kreis schließt sich

01.02.1991

Die Beteiligung externer Spezialisten an betrieblichen DV-Projekten ist ein Problem die Übertragung, der kompletten Datenverarbeitung eines Unternehmens an Dritte, das sogenannte Outsourcing, eine Katastrophe. Dies in etwa ist die Meinung von DV/Org.-Leitern, die mit Außerhauslösungen nichts am Hut haben wollen. Aufgeschreckt durch Kritik, die hier und da zu hören ist, gehen verunsicherte DV-Chefs in die Offensive. Warnungen vor Abhängigkeit vom Outsourcing-Partner, vor unkalkulierbaren Sicherheitsrisiken und dem Verlust der Kontrolle über die DV machen die Runde. Der Widerstand wächst aus dem Willen, sich das (Pflichten-)Heft nicht aus der Hand nehmen zu lassen.

So berechtigt die Einwände sein mögen, so sehr auch der Verdacht naheliegt, daß sich die DV-unkundigen Topmanager von den Marketiers der Computerindustrie wieder einmal etwas aufschwatzen lassen - man denke an die MIS-Euphorie der frühen siebziger Jahre -, es wäre leichtfertig, die Dynamik des Trends zur Auslagerung der DV zu unterschätzen. Zur Erinnerung: Als sich der amerikanische Kodak-Konzern im August 1989 entschloß, seine Rechenzentren samt der zugehörigen Besatzungen dem Hardware-Lieferanten IBM anzudienen und dieser dem Outsourcing-Vertrag zustimmte, gerieten die Verantwortlichen unter Druck. Mit strategischem Informationsmanagement sei dieser Schritt nicht vereinbar. Die Kodak-Oberen fragten zurück: Warum sollen wir uns noch einen DV-Overhead leisten, der mit unserem eigentlichen Geschäft nichts zu tun hat?

Das Argument war klug gewählt. Da man sich in unserer Branche daran gewöhnt hat, daß die DV notwendigerweise aufwendig und kompliziert sei, scheint die Entflechtung von Technikeinsatz und Inanspruchnahme von Dienstleistungen aus Unternehmersicht schlüssig: Informationsversorgung, ja - aber bitte nur unter Nutzung fremder Quellen. Dabei läuft jedoch ein Mißverständnis mit, an dem die DV-Verantwortlichen nicht ganz unschuldig sind. Die Outsourcing-Idee ist ja nicht neu. Bevor es überhaupt einen Computermarkt im eigentlichen Sinne gab, wurde DV im Service-RZ von Herstellern und freien Dienstleistungsanbietern praktiziert. Hätte Kodak also gar nicht vom IBM-RZ weggehen müssen, nur um sich danach ein eigenes RZ mit IBM-Systemen hinzustellen?

Jetzt ist Kodak wieder im IBM-RZ gelandet. War es falsch, seinerzeit eine interne DV-Abteilung aufzubauen? Oder hat diese nicht das gebracht, was sich die Kodak-Spitze von ihr erhoffte? Man muß kein Kodak-Kenner sein, um die Lösung zu finden. Damit beantwortet sich auch die Outsourcing-Frage. DV/Org.-Chefs werden sie sich - so oder so - stellen müssen. Und darüber nachzudenken haben, wer sie in diese Situation gebracht hat.