Überzeugende Premiere der neuen Ascom-Tochter

Outsourcing: Ascom Timeplex übernimmt ICLs Netz-Planung

21.02.1992

WOODCLIFF LAKE (gh) - Bereits wenige Wochen nach seiner Eingliederung in die Ascom-Holding hat der jüngste Konzernbereich des Schweizer TK-Multis, Ascom Timeplex, einen dicken Fisch an Land gezogen. Die britische ICL, Tochter des japanischen DV-Giganten Fuijitsu, beauftragte die neue Networking-Division der Eidgenossen mit dem kompletten Netzwerk-Management aller nordamerikanischen Niederlassungen.

Zu einem Major Player im Bereich Corporate Networking wollen die Schweizer TK-Spezialisten, wie Ascom-Chef Leonardo Vannotti bei der Vorstellung von Ascom Timeplex kürzlich ausführte, ihren neuen Geschäftsbereich ausbauen (vergleiche CW Nr. 5 vom 31. Januar 1992, Seite 17). Mit dem Outsourcing-Projekt von ICL dürften die Verantwortlichen in Bern diesem Ziel bereits ein gutes Stück nähergekommen sein. Jedenfalls überrascht das Zustandekommen des Deals in puncto Zeitpunkt und Umfang, auch wenn die in Woodcliff Lake, New Jersey, beheimatete frühere Unisys-Tochter Timeplex beileibe kein Nobody im Netzwerk-Business ist.

Einstieg in einen hart umkämpften Markt

Skepsis unter Branchen-Insidern hatte vor allem die Ankündigung von Ascom Timeplex ausgelöst, künftig nicht nur das traditionelle Geschäft mit LAN/ WAN-Technologie zu forcieren, sondern auch unter "Enterprise Networks" verstärkt unternehmensweite Komplettlösungen anzubieten - auch externes Netzwerk-Management. Daß der Ankündigung nun so schnell Taten folgten, könnte für einiges Aufsehen sorgen - immerhin nehmen die jetzt unter Schweizer Regie arbeitenden Amerikaner damit einen zwar wachsenden, zugleich aber hart umkämpften Markt ins Visier, auf dem sich bereits Branchengrößen wie IBM, BT und General Electrics bewegen.

Der jetzt bekanntgewordenen Vereinbarung zufolge hat ICL die komplette Administration seines nordamerikanischen DV-Netzes aus dem konzerneigenen Rechenzentrum in Utica, New Jersey, ausgelagert und dem "Customer Assistance Center" von Ascom Timeplex in Clearwater, Florida, übergeben. Die relevanten Netzwerkaufgaben werden nun von Ascom-Timeplex-Spezialisten rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche wahrgenommen. An die neue Zentrale sind alle ICL-Niederlassungen in den USA und Kanada angeschlossen.

Zum Einsatz kommen nach Angaben von Ascom Timeplex sieben Link/2-Systeme sowie 42 Timepac NP100- und NP500-X.25-Paket-Vermittlungsknoten. Als Software verwenden die Netzwerkfachleute aus Woodcliff Lake ihre Management-Systeme Time/View 2000 beziehungsweise Time/View 2500. Über Remote-Verbindungen wird dabei, wie es bei Ascom Timeplex weiter heißt, der Kontakt zur ICL-Schaltzentrale aufrechterhalten, um auf spezifische Anforderungen flexibel reagieren zu können.

Die Vereinbarung beinhaltet ferner die Bereitstellung projektbezogener Dienste durch Ascom Timeplex. Dazu gehören unter anderem die Vertretung von ICL bei Verhandlungen mit Herstellern und Carrier hinsichtlich Netzwerk-Management sowie wöchentliche und monatliche Statusberichte. Hinzu kommen diverse Security-Pläne für Netz-Ausfallzeiten und ein speziell für alle ICL-Angestellten konzipierter "User-Help-Desk".

Über das Volumen des Auftrags sowie Art und Anzahl der zu betreuenden vernetzten Systeme bewahren beide Unternehmen Stillschweigen. Wenn man den wenigen Verlautbarungen jedoch Glauben schenken darf, haben klassische Outsourcing-Argumente in Form erhöhter Wirtschaftlichkeit bei den ICL-Verantwortlichen den Ausschlag gegeben.

Brian Woodward, Project Manager International Networks bei ICL, ließ sich jedenfalls mit der Aussage zitieren: "Das Auslagern des Netzwerk-Managements in den Verantwortungsbereich von Ascom Timeplex ermöglicht uns einen entsprechenden Personalabbau sowie die gleichzeitige Weitergabe eines deutlich verbesserten, den gesamten Kontinent abdeckenden Service an unsere Kunden."