Outsourcer beobachten gespannt die Bankenfusion

24.04.2007
ABN Amro und Barclays betreiben jeweils große Auslagerungsprojekte, die bei einer möglichen Fusion auf den Prüfstand kommen dürften.

Einige der weltweit größten IT-Service-Provider beobachten dieser Tage gespannt die sich anbahnenden Übernahmen der niederländischen Bank ABN Amro durch den britischen Wettbewerber Barclays Bank. Beide Institute unterhalten Geschäftsbeziehungen zu großen Outsourcing-Anbietern mit Verträgen im Wert von mehreren Milliarden Euro.

Im Rahmen ihrer Multi-Sourcing-Strategie haben sowohl ABN Amro als auch Barclays Abkommen mit mehreren Providern unterzeichnet. Im September 2005 hatte die niederländische Großbank das bis dato größten Auslagerungsprojekt in der Finanzindustrie gestartet. Für insgesamt 1,8 Milliarden Euro reichte ABN Amro die IT-Verantwortung an IBM und Accenture sowie an die indischen Dienstleister Infosys Technologies, Tata Consultancy Services (TCS) und Patni Computer Systems weiter. Im Zuge des Vorhaben wechselten rund 1500 angestellte IT-Spezialisten zu den Dienstleistern. Ausgelagert wurden die IT-Infrastruktur - einschließlich aller Server, Speichersysteme und Desktop-Rechner -, sowie die Anwendungsentwicklung und –betreuung. Zuvor hatte EDS bereits die IT-Systeme für Großhandelskunden übernommen. Später übergab ABN Amro noch den Betrieb des TK-Netzes an MCI und des Mobilfunknetzes an KPN. Die Verträge wurden zumeist für einen Dauer von fünf Jahren abgeschlossen.

Auch Barclays hat an Accenture ausgelagert. Seit 2004 betreibt der IT-Dienstleister die Anwendungsentwicklung und –wartung für das britische Institut. Der Wert der Vereinbarung wurde damals auf 800 Millionen Dollar beziffert. Ein großes Abkommen unterhält Barclays zudem mit BT über die Einführung und den Betrieb eines IP-Netzes, das auf 1,1 Milliarden Dollar taxiert wird. Kleinere Abkommen wurden mit Firmen wie Xansa, Getronics, Atos Origin und Siemens vereinbart.

Sollte die Übernahme ABN Amro durch Barclays zustande kommen, dürften sämtliche Verträge auf dem Prüfstand kommen, denn im Zuge einer Fusion überdenken Firmen nicht selten ihre IT-Strategie. So beendete etwa die US-Bank JP Morgan Chase im Zuge der Übernahme von Bank One einen über sieben Jahre laufenden Infrastruktur-Outsourcing-Deal mit IBM im Wert von fünf Milliarden Dollar, den die Partner gerade mal 18 Monate zuvor unterzeichnet hatten. Der Fall ist allerdings nur bedingt mit der geplanten Bankenhochzeit in Europa vergleichbar: Bank One hatte sich stets jeglichen Auslagerungsplänen widersetzt. Für ABN Amro und Barclays ist Outsourcing dagegen schon seit geraumer Zeit eine wichtige Alternative im IT-Betrieb.

Bislang gibt es noch keine veröffentlichten Pläne zur künftigen IT-Ausrichtung. Im Zuge der Akquisitionsverhandlungen wurde jedoch bekannt, dass die fusionierte Bank die Belegschaft um 12.800 Mitarbeiter reduzieren und mehr als 10.000 Jobs in Offshore-Regionen verlagern möchte. (jha)