Outlook lernt VoIP

29.11.2005
Von Helmut Linz
Ein Mittelständler spart sich teure Investitionen in eine TK-Anlage und telefoniert direkt am PC-Arbeitsplatz per Voice over IP. Ein Landratsamt hält es ähnlich.

Als einer der weltweit führenden Hersteller in der Automatisierungs- und Handhabungstechnik nutzt die Zimmer GmbH in Rheinau-Freistetten mit über 350 Mitarbeitern in allen Bereichen modernste Technik. So auch bei der Telefonie. Seit einem Jahr telefoniert man dort nicht mehr mit einer teuren TK-Anlage, sondern über das vorhandene Datennetz (Voice over IP) direkt am PC. Als Software nutzt die Zimmer GmbH hierzu die Integrationslösung "Octopus Netphone" der Züricher Mediastreams AG (siehe Kasten "Microsoft und Mediastreams"). Die benötigten 130 Lizenzen bezog das Unternehmen über die T-Systems AG. Als Betriebssystem läuft auf den Rechnern Windows 2000, was sich nach Angaben des Mittelständlers in jeder Beziehung bestens bewährt hat.

Hier lesen Sie …

  • wie ein Mittelständler seine klassische TK-Anlage durch eine PC-gestützte VoIP-Lösung ersetzte;

  • welche Erfahrungen die Benutzer mit der Integration der Telefonie in das Mail-System machten;

  • wie das System ohne zentrale Server funk- tioniert;

  • was eine solche Lösung kostet.

Die vom Züricher Unternehmen Mediastreams AG unter dem Namen "ePhone" entwickelte und hierzulande unter anderem auch von der Telekom als "Octopus Netphone" vertriebene VoIP-Lösung verzichtet komplett auf eine IP-PBX, wie sie bei anderen Lösungen in Form von Call-Servern existiert.

Die Technik

Die Zimmer GmbH in Rheinau-Freistetten: 350 Mitarbeiter nutzen modernste Technik. So wird an allen PC-Arbeitsplätzen über VoIP telefoniert.
Die Zimmer GmbH in Rheinau-Freistetten: 350 Mitarbeiter nutzen modernste Technik. So wird an allen PC-Arbeitsplätzen über VoIP telefoniert.

Bei dieser verteilten Lösung telefonieren zwei Clients innerhalb eines IP-Netzes direkt über eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung miteinander. Weitere Komponenten für das Zusammenschalten der Gesprächspartner sind nicht erforderlich. Leistungsmerkmale wie Konferenzschaltung, Wartemusik oder Gesprächsaufzeichnung, die normalerweise eine TK-Anlage bereitstellt, werden lokal auf dem Arbeitsplatz-PC ausgeführt. Für diese Funktionen muss auf den Rechnern der "ePhone Client" installiert sein. Er erweitert das E-Mail-Programm, unterstützt werden Outlook und Notes, um die Sprachtelefonie. Auf diese Weise erledigt der Client auf dem Desktop das Gros der Telefonieaufgaben, so dass nur wenige zentrale Komponenten in Form von Windows-Diensten benötigt werden.

Eine davon ist der "Phone Registrierungsdienst", der einer Nebenstelle eine Telefonnummer zuordnet, damit sich zwei Telefon-Clients finden können. Diese Informationen können entweder im Active Directory hinterlegt werden oder in einer Lotus-Domino-Datenbank. Der zweite erforderliche Server-Dienst ist "Phone Abwesenheit". Da der ePhone-Client ja als eine Art TK-Anlage auf dem PC betrachtet werden kann, steht keine Telefoniefunktion zur Verfügung, wenn der Rechner des Benutzers ausgeschaltet ist. Hier kommt der Abwesenheitsdienst ins Spiel: Er leitet ankommende Gespräche auf eine andere Nummer weiter oder nimmt eine Sprachnachricht auf. Dafür benötigt der Service ein eigenes Benutzerpostfach auf einem Mail-Server.

Bleibt die Telekommunikation auf das unternehmenseigene IP-Netz beschränkt, so reichen diese drei Komponenten zur Realisierung einer VoIP-Lösung. Soll dagegen noch eine Verbindung ins öffentliche Telefonnetz erfolgen, ist zusätzlich ein "Phone Gatewaydienst" erforderlich.

"Das Wachstum unseres Unternehmens und mehrere Neubauten erforderten eine neue, flexible und kostengünstige Ablösung der Telefonanlage in unseren Gebäuden", schildert Geschäftsführer Günther Zimmer die Ausgangssituation. Zudem wollte der Mittelständler für Sprache und Daten künftig nur noch ein gemeinsames Netz nutzen, um gleichzeitig Kostenvorteile zu erzielen und die Geschäftsprozesse zu verbessern. "Mit unseren Tochtergesellschaften und Niederlassungen telefonieren wir über unser Datennetz beziehungsweise über das Internet zum Nulltarif", zeigt sich Zimmer mit der Netphone-Lösung zufrieden.