OS2 - drei Jahre in den Startlöchern

27.07.1990

1987, als OS/2 vorgestellt wurde, sind rund 25 000 Kopien weltweit ausgeliefert worden. 1988 lag das Volumen bei 65 000 Einheiten und 1989 bei etwa 124 000 Stück. Abnehmer sind in erster Linie Software-Entwickler und Pionieranwender. Für 1990 rechnet IDC mit etwa 500 000 OS/2-Auslieferungen.

In der Bundesrepublik waren Anfang vergangenen Jahres rund 9000 OS/2-Kopien im Umlauf. Dies entspricht einer Marktdurchdringung von etwa 2 Prozent, gemessen an den 1988 abgesetzten professionellen Desktop-PCs. IDC geht davon aus, daß dieser Anteil 1992 bei über zehn Prozent liegen wird. Zum Vergleich: Der Anteil von MS-DOS lag 1989 bei 90 Prozent.

Mit dem einstigen Siegeszug von MS-DOS ist die OS/2-Entwicklung somit in keiner Weise vergleichbar. Das hat drei Hauptgründe:

- Die meisten Anwender sind mit ihrer DOS-Umgebung zufrieden, so daß angesichts des dafür erforderlichen Aufwands das Verlangen nach einem Umstieg auf OS/2 gering ist. Die kontinuierliche Pflege von DOS durch Microsoft und andere Softwarehäuser tut ein übriges, das alte Betriebssystem auch neueren Anforderungen anzupassen. Die Einführung von Windows 3.0 hat diesbezüglich geradezu Signalwirkung.

- OS/2 ist derzeit noch nicht für eine weite Verbreitung geeignet. Dies hängt damit zusammen, daß es derzeit vier unterschiedliche OS/2-Versionen gibt. Microsoft wird eine Präferenz setzen müssen, um vor allem die Software-Entwickler bei der Stange zu halten.

- Die wenigsten PC-Anwender sehen derzeit in OS/2 einen Lösungsansatz für ihre Probleme.

Zum einen kostet die Systemsoftware - die Hardware-Investitionen nicht eingerechnet - etwa das Dreifache von MS-DOS, und außer dem gibt es immer noch viel zuwenig Anwendungen dafür.

Als Hauptnutzen von OS/2 der dem System längerfristig zum Erfolg verhelfen kann, werden die Anwender vermutlich die stabile Multitasking-Umgebung und die damit zusammenhängenden Vorteile (integrierte, schnelle Bedienung mehrer Applikationen) zu schätzen wissen. Eigenschaften, die ein Betriebssystem wie Unix allerdings schon lange aufweist.

Daraus läßt sich schließen, daß es erst dann zu einem OS/2-Boom kommen kann, wenn die Zufriedenheit der Anwender mit DOS signifikant abnimmt.