Kinder und zwei Karrieren

Organisation ist alles

13.08.2008
Von Anja Dilk und Heike Littger

Führungskräfte sind oft skeptisch

Dagmar Schimansky-Geier: "Einige Firmen stellen Bewerber mit Kindern nicht ein."
Dagmar Schimansky-Geier: "Einige Firmen stellen Bewerber mit Kindern nicht ein."
Foto: Dagmar Schimanky-Geier

Dass er dazu einen Weg finden wird, davon ist Dagmar Schimansky-Geier überzeugt. Die Geschäftsführerin der Bonner Personalberatung 1a Zukunft weiß: Auch wenn Doppelkarrierepaare wissen, was auf sie zukommt und sie sich perfekt organisieren können - unter den Führungskräften hierzulande gibt es nach wie vor genügend Skeptiker. "Das wird offen natürlich nicht ausgesprochen, aber es kommt immer wieder vor, dass Unternehmen überaus kompetente Kandidaten nicht einstellen, wenn sie Kinder haben und einen Partner in leitender Position."

Die Kölner Personalberaterin ist ein großer Fan von familien- und karriereorientierten Paaren: "Das kommt den Kindern sehr zugute. Sie lernen früh, Verantwortung zu übernehmen, sie setzen sich Ziele und ziehen Dinge durch." Außerdem denken solche Führungskräfte an Kollegen in ähnlicher Lage: Sie setzen sich in ihrem Arbeitsumfeld für Familienfreundlichkeit und Chancengleichheit ein. "Und die steht Deutschland gut zu Gesicht", meint Schimansky-Geier.

Birgit Oßendorf-Will, Personalleiterin British Telecom

Als Birgit Oßendorf-Will schwanger wurde, begannen lange Diskussionen zwischen ihr und ihrem Mann: Wie machen wir`s? Beide wollten sich um das Kind kümmern, beide wollten Karriere machen. Sie strebte als Personal-Managerin in der IT-Branche nach oben. Er hatte sich gerade als Chef eines Kölner Fitnessstudios selbständig gemacht. Oßendorf-Will und ihr Mann beschlossen: Das bekommen wir trotzdem hin.

Acht Wochen nach der Geburt machte sich Oßendorf-Will mit Milchpumpe und Aktenkoffer auf den Weg in den Job. Von 8:30 bis 19 Uhr saß sie in Meetings, entwickelte Konzepte für die Personalentwicklung, managte Umstrukturierungen und Organisationsänderungen. Derweil schob ihr Mann den Kleinen durch den Stadtpark, wickelte, stapelte Bauklötze, las Geschichten vor. Wenn das Baby schlief, erledigte er Telefonate, delegierte Aufgaben. Um 15.30 Uhr übergab er den Staffelstab an eine Babysitterin und ging ins Studio. Ein wenig Bedenken hatte sie anfangs schon, erinnert sich Oßendorf-Will. Denn jeden Tag kam eine andere Helferin: ihre Mutter, die Schwiegermutter, eine ältere Dame vom Theater, einige junge Mädchen aus der Nachbarschaft. Und würde ihr Mann alles richtig machen mit dem Kind?

"So ein Unsinn", sagt Oßendorf-Will heute. Aber damals trieben sie solche Gedanken um. Bis sie merkte, dass ihr Mann es mindestens so gut wie sie kann, und bis sie beobachtete: Die Vielfalt der Bezugspersonen ist eine Bereicherung, gerade weil der Sohn älter wird. Theater, Zoo, Kino mit den einen, Fußball spielen, Legosteine stapeln, Hotzenplotz vorlesen mit den anderen.

Sicher, der Alltag im Doppelkarriereglück war ein Organisationsmonstrum. Ein Monstrum, das sich noch aufblähte, als drei Jahre später der zweite Sohn geboren wurde und der erste in den Kindergarten kam. Wenn Oßendorf-Will nach Hause kam, war die Zeit für die Kinder oft knapp, aber sie nutzte sie so intensiv wie möglich. Bettgehen, Gute-Nacht-Geschichte, an guten Tagen Abendbrot, Spielen, Toben, Kuscheln.