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Oracle wittert "bescheidene Erholung"

19.12.2002
Der Umsatz von Oracle im zweiten Quartal ging gegenüber dem Vorjahr deutlich geringer zurück als befürchtet. Die Branche habe die Talsohle durschritten, hofft Finanzchef Jeff Henley.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Datenbankriese Oracle hat gestern nach US-Börsenschluss unerhofft gute Zahlen für das Ende November abgeschlossene zweite Quartal seines laufenden Geschäftsjahres vorgelegt. Gleichzeitig stellte das Unternehmen eine "bescheidene Erholung" der Branche in Aussicht. Für das letzte Vierteljahr weist das kalifornische Unternehmen einen Nettogewinn von 534,9 Millionen Dollar oder zehn Cent pro Aktie aus im Vergleich zu 549,5 Millionen Dollar oder ebenfalls zehn Cent je Anteilschein im Vorjahresquartal. Oracle selbst hatte zuletzt acht bis neun Cent Profit pro Aktie prognostiziert.

Der Umsatz im zweiten Quartal ging von 2,38 Milliarden Dollar im Berichtszeitraum des Vorjahres um drei Prozent auf aktuell 2,31 Milliarden Dollar zurück. Der Anbieter selbst rechnete zuvor mit einem Rückgang der Einnahmen zwischen vier und sieben Prozent. Auch beim Geschäft mit neuen Softwarelizenzen fiel der Rückgang gegenüber dem Vorjahr mit sechs Prozent (von 819,3 auf 751,5 Millionen Dollar) deutlich geringer aus als zuvor mit zehn bis 15 Prozent befürchtet.

Für das Lizenzgeschäft im laufenden dritten Fiskalquartal tippt Oracle gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf minus fünf bis plus fünf Prozent Veränderung. Insgesamt soll der Umsatz im Jahresvergleich stagnieren bis um vier Prozent zulegen. Beim Gewinn pro Aktie erwartet der Konzern neun bis zehn Cent; "einige hundert "Arbeitsplätze sollen im Laufe des Quartals wegfallen nach 850 im abgeschlossenen Vierteljahr. CFO (Chief Financial Officer) Jeff Henley erwartet für das kommende Kalenderjahr eine "bescheidene Erholung" des Geschäftsklimas und der Hightech-Industrie. "Wir denken, es geht langsam wieder aufwärts", sagte der Finanzchef in einer Telefonkonferenz.

Im Kerngeschäft mit Datenbanken verkaufte Oracle im zweiten Quartal neue Software für 643,4 Millionen Dollar. Der Umsatz in diesem Bereich lag damit auf dem Niveau des Vorjahresquartals - ein gutes Zeichen nach jeweils zweistelligen Rückgängen in den vergangenen vier Quartalen. In der EMEA-Region (Europa, Naher Osten und Afrika) legte der Hersteller um 18 Prozent zu. Seine operativen Kosten senkte das Unternehmen von CEO (Chief Executive Officer) Lawrence "Larry" Ellison um drei Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar. Die operative Marge lag mit 34 Prozent auf Vorjahresniveau.

Weniger gut lief das Business mit den "Applications"-Unternehmensanwendungen. Hier verkaufte Oracle 34 Prozent weniger neue Lizenzen als im Vorjahresquartal. Henley erklärte, das Unternehmen werde seine Vertriebaktivitäten in diesem Bereich verstärken. "Wir sind frustriert, weil wir ein aus unserer Sicht wirklich hervorragendes Produkt haben. Wir tun mehr, um das im Sales umzusetzen", versprach der Finanzchef. Vertrieb und Consulting in den USA wurde entsprechend umgebaut und in vier Abteilungen aufgeteilt - eine für die 240 größten Kunden, je eine für Firmenkunden im Westen und Osten der USA und die letzte für den Direktverkauf über Telemarketing und Internet.

Im nachbörslichen Handel stieg die Oracle-Aktie bereits auf 11,14 Dollar, nachdem sie zuvor zum Nasdaq-Fixing gut drei Prozent leichter bei 10,63 Dollar notiert hatte. (tc)