Itanium-Streit

Oracle wirft Hewlett-Packard Betrug vor

31.08.2011
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Oracle beschuldigt Hewlett-Packard (HP), sich die Beilegung des Rechtsstreits um den Wechsel von Mark Hurd betrügerisch erschlichen zu haben.

Nachdem Mark Hurd als HP-CEO über eine Spesenaffäre gestolpert war, hatte ihn Oracle-Chef Lawrence Larry Ellison nur einen Monat später als President eingestellt. Die diesbezügliche Klage wurde später beigelegt; Oracle bestätigte im Rahmen der Übereinkunft seine Absicht, auch künftig seine Software für Intels 64-Bit-Plattform Itanium anzubieten (die praktisch nur noch von HP verkauft wird).

Diesen Vergleich und speziell dieses Commitment hätte es allerdings nie gegeben, schreibt Oracle nun in neu bei Gericht eingereichten Unterlagen, wenn der Konzern gewusst hätte, dass Hewlett-Packard nur wenige Tage später den früheren SAP-Chef Léo Apotheker zum neuen CEO und Ellisons einstige Nummer 2 Ray Lane zum Chef des Verwaltungsrats ernennen würde. Lane war von Ellison geschasst worden und ist inzwischen einer der schärfsten Kritiker seines früheren Brötchengebers.

Oracle glaubt nun auch zu wissen, warum HP so auf die Itanium-Unterstützung pocht, schreibt Arik Hessedahl bei "All Things Digital": Weil es mit seinen Itanium-Systemen und vor allem den Support-Verträgen dazu extrem profitabel ist. Wahrscheinlich hätte sogar Intel selbst Itanium längst eingestellt, um sich voll auf die inzwischen deutlich erfolgreichere und schneller weiterentwickelte x86/x64-Architektur zu konzentrieren - gäbe es da nich noch Hewlett-Packard, schreibt Hessedahl weiter.

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Oracle hab augenscheinlich versucht, so HP, sich "ein scheinbar dauerhaftes und kostenloses Software-Entwicklungs-Commitment für die Intel-Itanium-Plattform" zu erschleichen und dabei verschwiegen, dass es nur Tage von der Verpflichtung von Lane und Apotheker - bei dem klar war, dass er aufgrund seiner SAP-Vorgeschichte Oracle komplett misstrauen würde - stand, die eine Partnerschaft gewiss unmöglich gemacht hätte.

HP sieht das natürlich alles vollkommen anders. Eine Konzernsprecherin schickte "AllThingsD" folgende Stellungnahme: "Statt sich darauf zu fokussieren, was für unsere gemeinsamen Kunden am besten ist, verlässt sich Oracle auf erfundene Anschuldigungen, um die krasse Missachtung seiner rechtlichen Verpflichtungen zu verschleiern." HP werde alles tun, damit Oracle diesen Verpflichtungen gegenüber HP und den gemeinsamen Kunden nachkomme, und weiter die notwendigen Schritte im besten Interesse seiner Kunden unternehmen.