Siebel und Bea Systems stehen auf Ellisons Wunschzettel

Oracle will sich Wachstum kaufen

25.06.2004
MÜNCHEN (CW) - Oracle-Chef Lawrence Ellison will sich durch die aktuellen Übernahmequerelen nicht von weiteren Akquisitionen abhalten lassen. Sollte der Kauf von Peoplesoft scheitern, stünden beispielsweise Siebel und Bea Systems auf der aktuellen Wunschliste.

"Tom Siebel ist zu mir gekommen und hat versucht, mir Siebel Systems zu verkaufen", berichtete Ellison in einer öffentlichen Videoaufzeichnung. Das Band wurde im laufenden Kartellverfahren in San Francisco gezeigt. Dort versucht das US-amerikanische Justizministerium gemeinsam mit Staatsanwälten verschiedener Bundesstaaten, die von Oracle geplante feindliche Übernahme von Peoplesoft per Gerichtsbeschluss zu verhindern. Die Akquisition würde den Wettbewerb im Markt für konzernweite Geschäftsapplikationen vermindern. In der Folge drohten den Kunden höhere Softwarepreise, argumentieren die Behörden. Um die drohende Anbieterkonzentration zu belegen, zeigten die Kartellwächter das besagte Videoband.

Schrumpfende Auswahl

Die Oracle-Verantwortlichen haben demnach bereits im April vergangenen Jahres eine Wunschliste potenzieller Übernahmeobjekte aufgesetzt. Neben Peoplesoft standen darauf Unternehmen wie Bea Systems, J.D. Edwards, Sybase, Business Objects und Documentum. In den folgenden Monaten verringerte sich jedoch die Zahl der möglichen Akquisitionsziele. Peoplesoft kaufte J.D. Edwards, und Documentum wurde von EMC geschluckt.

Ellison machte klar, dass Peoplesoft nach wie vor das Wunschziel Nummer eins bleibe. Das Unternehmen verfüge über eine gute Entwicklermannschaft und habe mehr Kunden als Siebel. Daher sei Siebel nur zweite Wahl.

Die Kartellbehörden riefen außerdem Preston McAfee vom California Institute of Technology in den Zeugenstand. Nach Einschätzung des Softwareexperten könnten die Softwarepreise um bis zu 30 Prozent steigen, sollte Oracle die Übernahme gelingen. Oracle sei im Geschäftsjahr 2002/03 bei rund jedem vierten Deal auf Peoplesoft getroffen. Beide Anbieter hätten bei 131 Deals mit einem Volumen über 500000 Dollar gegeneinander geboten. (ba)