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Oracle vs. Peoplesoft: Die Fronten verhärten sich

21.10.2004

Die Peoplesoft-Verantwortlichen denken offenbar nicht daran, sich den feindlichen Übernahmebemühungen seitens Oracle geschlagen zu geben. Laut einem Bericht der "Financial Times Deutschland" erklärte David Duffield, Unternehmensgründer und derzeitiger Chef von Peoplesoft, er habe die Ruder nicht in die Hand genommen, um an Oracle zu verkaufen. Das Blatt, das sich auf eine interne E-Mail beruft, berichtet weiter, Duffield denke im Gegenteil selbst an weitere Akquisitionen. Außerdem habe der Firmenlenker seine Mitarbeiter nachdrücklich dazu aufgefordert, mit ihrer Arbeit und ihrem Engagement den besseren Wertbeitrag eines eigenständigen Unternehmens Peoplesoft zu belegen.

Dagegen drängt das Oracle-Management auf einen schnellen Abschluss des Übernahmekampfes. Jeff Henley, Vorsitzender des Oracle-Aufsichtsrates, forderte die Peoplesoft-Verantwortlichen auf, ihre Blockade-Politik aufzugeben und in Verhandlungen einzuwilligen. Dann könne das Geschäft bis Jahresende unter Dach und Fach gebracht werden, hofft Henley. Dazu müsse Peoplesoft allerdings zunächst auf seine Abwehrmaßnahmen verzichten. So droht der Wettbewerber im Falle einer Akquisition die Zahl seiner Aktien zu erhöhen, um damit den Preis in die Höhe zu treiben, da Oracle dann für mehr Anteilsscheine den gebotenen Umtauschkurs zahlen müsste. Außerdem hatte Peoplesoft bereits kurz nach Bekanntgabe von Oracle Übernahmeplänen im Juni vergangenen Jahres eine Garantie für seine Kunden ausgegeben, wonach diese hohe Entschädigungszahlungen erhalten, sollte die Software nach einer Übernahme nicht mehr weiterentwickelt werden. Das Verfahren, das Oracle gegen diese Maßnahmen einleitete läuft seit einigen Wochen, wurde aber vor we-nigen Tagen bis auf weiteres vertagt.

Damit scheinen beide Seiten vorerst festzustecken. Auch die Oracle-Führung erwartet keine Kurskorrektur des neuen Peoplesoft-Lenkers. Duffield habe die Blockadestrategie der zu-rückliegenden Monate maßgeblich mitbe-stimmt, mutmaßt Henley. Oracle bietet derzeit 21 Dollar je Peoplesoft-Aktie, spielt aber mit dem Gedanken, sein Angebot angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten Peoplesofts zu reduzieren. Duffield hat jedoch wie auch der vor wenigen Wochen gefeuerte Ex-CEO Craig Conway dieses Angebot als unzurei-chend zurückgewiesen. Vor diesem Hintergrund werten Experten die jüngsten Aussagen als Finten und Bluffs in einem hartnäckig umkämpften Preispoker. Welche Seite gewinnt und wie hoch das Preisgeld sein wird, ist mo-mentan nicht absehbar. (ba)