Oracle verspricht die umfassendste Cloud der Welt

15.06.2012
Nachdem bereits 2011 ein Public-Cloud-Angebot angekündigt wurde, macht Oracle nun Ernst. Die mehr als 100 Applikationen sind unter anderem für Kundenbeziehungs-Management, Human-Capital-Management und ERP gedacht.

Die Oracle Public Cloud sei "lange in der Mache" gewesen, erklärte Ellison in einem Webcast. Sie umfasst die "Fusion Applications" von Oracle, die als SaaS beziehungsweise PaaS (Software/Platfom as a Service) angeboten werden. Aus der Wolke stellt Oracle außerdem das "Oracle Social Network" bereit, mit dem der Konzern etwa "Salesforce Chatter" Konkurrenz machen will. Die insgesamt mehr als 100 Cloud-Applikationen decken unter anderem die Bereiche ERP, CRM und HCM ab.

Oracle will in seiner Public Cloud unter anderem auch folgende Plattform-Services anbieten:

• Database Cloud Services: Oracles Datenbank-Kernprodukt als Cloud-Dienst.

• Java Services: Entwicklung, Deployment und Verwaltung von Java-Applikationen mit Oracle WebLogic.

• Web Services: Schnelle Erstellung von Web-Anwendungen mit Skriptsprachen wie PHP, Ruby und Python.

• Mobile Services: Entwicklung von mobilen Anwendungen für Smartphones und Tablets (Cross-Platform, nativ, HTML5).

• Document Services: Gemeinsames Bearbeiten und Teilen von Dokumenten in Online-Workspaces und Portalen.

• Sites Services: Entwicklung und Wartung optisch ansprechender .com-Webseiten durch Business-Nutzer ohne Programmierkenntnisse.

• Analytics Services: Erstellung und Teilen von Analytics-Dashboards und Berichten.

Überraschend kam die Ankündigung nicht, hatte Oracle doch bereits auf der Hausmesse OpenWorld im Oktober vergangenen Jahres seine Public Cloud erstmals angekündigt. Vor vier Jahren hatte Ellison noch über die Cloud gelästert: Da werde "Geschwafel" voller Hype auf längst bekannte Techniken appliziert. Jetzt stehen die Dinge offenbar ganz anders und bilden eine strategische Vision. "Wir haben uns entschlossen, all unsere Applikationen für die Cloud neu zu entwickeln", erklärte Ellison bei der Ankündigung und verwies auf das "Project Fusion". "Wir haben sieben Jahre Arbeit, Tausende Menschen und Milliarden Dollar gebraucht, um den Übergang von einem On-Premise-Anwendungsanbieter zu einem Anbieter von Cloud-Anwendungen zu schaffen, der auch noch On-Premise-Applikationen offeriert."

Duales Modell von Oracle

Oracle will den Kunden mit seinem dualen Modell die Wahl lassen. Anwendungen sollen sich zwischen der Public Cloud und dem eigenen Rechenzentrum verschieben lassen. Daneben sieht Ellison noch weitere Alleinstellungsmerkmale für seine Cloud: Hohe Sicherheit durch Virtualisierung, der konsequente Verzicht auf Multitenancy - eine Softwarearchitektur, bei der sich mehrere Kunden eine einzige Instanz einer Anwendung teilen - und damit einhergehend variable Zeitfenster zum Umstieg auf neue Versionen der Cloud-Software sowie offene Standards, die die Integration mit anderen Anwendungen erleichtern sollen.

Kein gutes Haar ließ Ellison einmal mehr am deutschen Erzrivalen SAP. Der werde bis zum Jahr 2020 noch nichts Vorzeigbares in der Cloud zu bieten haben, lästerte er. "Successfactors ist alles, was sie haben", sagte Ellison mit Blick auf den von SAP übernommenen HCM-Cloud-Anbieter. "Ich glaube nicht, dass das reicht." Oracle selbst hatte mit Taleo eine vergleichbare Firma erworben und zudem noch andere Cloud-Spezialisten wie RightNow (CRM), Endeca (Daten-Management) oder Vitrue.

SAP sieht sich durch Ellisons Lästereien eher bestätigt. "An der heftigen Kritik amKonkurrenten erkennt man, vor wem Oracle am meisten Angst hat", erklärte das Unternemen gegenüber dem "IDG News Service". "Beim Aufbau eines profitablen Cloud-Dienstes kommt es auf die Größe an - und Successfactors hat mit 17 Millionen Nutzern die umfassendste Nutzerbasis aller Cloud-Anwendungsanbieter." Außerdem biete man mit "Business ByDesign" längst eine komplette ERP-Suite für die Cloud.

von Thomas Cloer, tcloer@computerwoche.de