Schadensersatz von drei Milliarden Dollar

Oracle verliert Itanium-Prozess gegen HPE

01.07.2016
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Oracle hat kein Glück mit der Justiz. Nachdem eine Forderung gegen Google über neun Milliarden Dollar wegen angeblicher Copyright-Verstöße abgeschmettert wurde, verdonnerte nun eine US-Jury den Datenbankspezialisten, drei Milliarden Dollar Schadensersatz an HPE zu zahlen. Der Grund: Oracle sei seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen, Software für die Itanium-Plattform bereitzustellen.

Ein US-Gericht hat Oracle dazu verurteilt, Hewlett-Packard Enterprise (HPE) Schadensersatz in Höhe von drei Milliarden Dollar zu zahlen. Der Streit zwischen den beiden IT-Giganten dreht sich um die Unterstützung der von Intel und HP entwickelten Itanium-Plattform, und dauert mittlerweile fünf Jahre. Zum Hintergrund: Oracle hatte 2011 angekündigt, den Support seiner Software für die auf dem Itanium-Chip basierende Serverplattform von Hewlett Packard einzustellen. Dagegen klagten die HP-Verantwortlichen und pochten auf einen Vertrag aus dem Jahr 2010, in dem sich Oracle dazu verpflichtet hatte, die Itanium-Plattform so lange zu unterstützen, bis HP diese selbst einstelle. 2012 entschied ein US-Gericht, Oracle müsse tatsächlich die entsprechende Software für die Itanium-Plattform zur Verfügung stellen. Eine Berufung Oracles gegen diesen Richterspruch wurde 2013 abgewiesen.

Da war der Schaden allerdings schon längst angerichtet, argumentierten die HP-Verantwortlichen. Die Entscheidung Oracles habe die eigenen Kunden massiv verunsichert und dementsprechend seien die Verkäufe von Itanium-Servern eingebrochen. Oracle habe klare vertragliche Verpflichtungen arglistig gebrochen, um seinen eigenen mit der Sun-Übernahme zugekauften Servern einen Vorteil zu verschaffen, hieß es von Seiten der HPE-Verantwortlichen. Oracle müsse für seine Handlungen zur Verantwortung gezogen werden, die große Verunsicherung unter den Kunden und Milliarden-Schäden für HP verursacht hätten.

Oracle will das Urteil anfechten

Die Oracle-Verantwortlichen sprachen dagegen von verwunderlichen Schadenssummen angesichts der Tatsache, dass sich der Risc/Itanium-Server-Markt schon lange in einer Abwärtsspirale befinde. Obwohl HP jede Software von Oracle habe, die sie haben wollten, fordere das Unternehmen drei Milliarden Dollar und berufe sich dabei auf eine Presseerklärung, sagte eine Oracle-Anwältin. "Aber Technik stirbt nicht wegen einer Presseerklärung, sondern sie stirbt, weil eine bessere Technik nachkommt."

Nun hat die US-Jury HPE recht gegeben und die Schadensansprüche in Höhe von drei Milliarden Dollar für rechtens erklärt. Oracle will sich jedoch nicht geschlagen geben. Beide Verfahren hätten gezeigt, dass sich der Itanium seinem Ende nähere, hieß es in einem Statement von Oracle. Die Verantwortlichen des Datenbankspezialisten wiederholten ihren Standpunkt, dass es keine vertragliche Grundlage und Verpflichtung gebe, Software für die Itanium bereitzustellen. Es sei eindeutig, dass es Pflichten beiderseitig gebe und HP selbst seinen eigenen Verpflichtungen nicht nachgekommen sei. Oracle kündigte an, gegen die Entscheidung Berufung einzulegen und das Verfahren fortzusetzen.