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Oracle: US-Justizministerium definiert ERP-Markt völlig abwegig

04.06.2004

Der am Montag beginnende Prozess in San Franzisco zwischen dem US-Justizministerium und Oracle wegen der Übernahme von Peoplesoft wirft seine Schatten voraus: Oracle hat in einem Dokument, das Teil der Prozessakten ist, kritisiert, das US-Justizministerium argumentiere mit einer völlig irregeleiteten Definition für den Enterprise-Software-Markt. Die Vorstellungen, die das Justizministerium in seiner Klageerhebung anführt, sei die "sinnloseste Marktdefinition, die jemals im Zusammenhang mit einer Fusionsklage benutzt worden sei".

Die Definition eines Marktes ist insofern im Prozess zwischen Kartellbehörden und Unternehmen von Bedeutung, als - wie auch in diesem Fall - Wettbewerbshüter sich insbesondere dafür interessieren, ob durch eine Fusion der Markt nachhaltig beeinflusst wird. Vor allem die Frage, ob die Konsumenten durch weniger Marktteilnehmer und den dadurch geringeren Wettbewerb Nachteile erleiden, ist hierbei relevant.

Im vorliegenden Fall argumentiert das Justizministerium genau so. Der Markt für ERP-Software sei ohnehin schon konzentriert auf drei Konkurrenten: Oracle, Peoplesoft und die SAP. Wenn nun Oracle mit Peoplesoft fusioniere, werde der Wettbewerb auf ein Minimum reduziert. Die Folge seien mittelfristig höhere Preise für Endabnehmer. Oracle hingegen argumentiert, diese Begrenzung des Marktes auf bloß drei Anbieter sei völlig falsch. Auf dem ERP-Markt würden sich sowohl unzählige Nischenanbieter tummeln als auch neue Hersteller wie etwa Microsoft.

Genau gegen diese Argumentation wird das Justizministerium in dem Prozess sowohl Microsoft-Manager als auch rund ein Dutzend Zeugen von anderen großen Unternehmen aufbieten. Sie sollen gegen die Übernahme von Peoplesoft durch Oracle aussagen. Es gibt Quellen, die dem Prozess sehr nahe stehen, die behaupten, es liege dem Gericht bereits eine eidesstattliche Versicherung von Microsoft vor, in welcher der Softwareriese ausdrückt, man habe nicht die Absicht, in den kommenden zwei Jahren in dem zur Diskussion stehenden Marktsegment aufzutreten. (jm)