Oracle und SAP zanken wegen In-Memory

03.05.2012
Oracle-Manager Thomas Kurian sieht die eigene Exalytics-Appliance gegenüber SAPs HANA im Vorteil. SAP-Technikchef Vishal Sikka kontert wütend.

Wir sahen uns genötigt, ein paar falsche Darstellungen zu korrigieren", begründete SAPs Technikchef Vishal Sikka die ungewöhnlich scharfe Reaktion des deutschen Softwareherstellers auf eine Präsentation des Erzrivalen Oracle. Dieser habe im Datenbank-bereich eine hohe Reichweite im Markt und könne seine Botschaft daher weit streuen. Deshalb seien einige Korrekturen angebracht, argumentierte Sikka.

Oracle: HANA ist limitiert

Den Streit angefacht hatte Thomas Kurian, Executive Vice President für den Entwicklungsbereich von Oracle, in einer Präsentation. Darin hob er die Vorzüge von Oracles In-Memory-Appliance "Exalytics" hervor und verglich das für Analytics-Anwendungen konzipierte System mit dem Konkurrenten HANA aus dem Hause SAP. Wie nicht anders zu erwarten, kam Kurian zu dem Schluss, dass Oracles In-Memory-Datenbank "TimesTen" sowie die gesamte Appliance "signifikant besser" seien als die HANA-Technik des Konkurrenten. Beispielsweise biete TimesTen wesentlich mehr Funktionen als die Datenbanksoftware von SAP. Außerdem müssten Anwender mit HANA etliche Kompromisse eingehen, da die Appliance in ihren Möglichkeiten limitiert sei - beispielsweise was die Datenquellen anbelange, die Unterstützung von SQL-Standards sowie die Verarbeitung unstrukturierter Daten. Zu guter Letzt sei HANA auch deutlich teurer als Oracles Exalytics, stichelte Kurian in Richtung Walldorf. Eine HANA-Maschine auf IBM-Hardware mit 1 TB Memory kommt seiner Rechnung nach auf rund 360.000 Dollar, während eine vergleichbare Exalytics-Appliance lediglich 135.000 Dollar koste. Auf der Softwareseite schlage die Oracle-Lösung Kurian zufolge mit 690.000 Dollar zu Buche, während für die HANA-Lizenzen 3,75 Millionen Dollar zu entrichten seien.

SAP: Exalytics ist teurer

"Ich habe keine Ahnung, wie Oracle auf diese Zahlen kommt", kommentierte Sikka die Modellrechnung des Konkurrenten und verwies auf flexible Pricing-Modelle, die bei 40.000 Dollar für "HANA Edge", einer Version speziell für kleinere Firmen, begännen. Sein SAP-Kollege Steve Lucas merkte dazu an, dass Kunden mit dem HANA-Preismodell alles erhielten, was sie für den Betrieb der Appliance benötigten. Bei Oracle kämen dagegen diverse Zusatzkosten hinzu wie beispielsweise Datenbanklizenzen sowie Zusatzgebühren für Funktionen wie Partitioning beziehungsweise Diagnostics and Tuning Packs.

Offensichtlich sehe Oracle HANA als ernsthafte Bedrohung seines Datenbank-Kerngeschäfts an, mutmaßt Sikka. Kurians Präsentation deute darauf hin: "Wir lachen seitdem." SAPs Technikchef warf dem Konkurrenten allerdings Falschinformationen vor. Es sei nicht richtig, dass HANA SQL-Standards nur eingeschränkt unterstütze beziehungsweise keine unstrukturierten Daten verarbeiten könne. Grundsätzlich gebe ein detaillierter Vergleich, wie ihn Kurian angestellt habe, keinen Sinn. Sikka bezeichnete HANA als die neue Zukunft der Datenbankarchitektur: "Wir wollen uns nicht in diesen Feature-Vergleichen verstricken, die die Datenbankbranche seit 30 Jahren bestimmen", stellte der SAP-Technikchef klar. Oracles Argumentation gleiche einer Klage darüber, dass ein Elektroauto keine Zündkerzen habe. (ba)

Happy-Birthday-Gala

Am 29. April hat SAP mit einer großen Gala seinen 40. Geburtstag offiziell gefeiert. Unter den rund 1000 Gästen im Nationaltheater in Mannheim war auch Königin Silvia von Schweden, die trotz Erkältung ein "Happy Birthday" anstimmte. Firmen wie SAP legten den Grundstein für kommende Generationen, sagte die Schirmherrin der World Childhood Foundation, für die beim Galaabend gesammelt wurde. Das Geburtstagsfest beschloss ein Konzert mit dem SAP-Sinfonieorchester und dem Startenor Rolando Villazón.