Oracle muss nachsitzen
Die Hausaufgaben für das Oracle-Management werden indes nicht leichter. Auf der einen Seite gilt es, die übernommenen Softwareanbieter in den Konzern zu integrieren. Zum anderen steht der Umbau der eigenen Applikationslinie sowie der zugekauften Anwendungen in eine Service-orientierte Architektur an. Mit der Zusammenführung der verschiedenen Firmenorganisationen halten sich die US-amerikanischen Manager nicht lange auf. Bereits nach wenigen Monaten meldete Oracle die Peoplesoft-Integration als abgeschlossen. Auch die Personalfrage war schnell entschieden. Rund 5000 Mitarbeiter, etwa neun Prozent der Gesamtbelegschaft von Oracle, Peoplesoft und J.D. Edwards, erhielten den gefürchteten rosa Brief.
Auch mit Siebel fackelt der Softwarekonzern nicht lange. Bereits wenige Tage nach dem offiziellen Abschluss der Akquisition steht fest, dass etwa 2000 Angestellte ihren Hut nehmen müssen.
Schwieriger wird dagegen die Integration der verschiedenen Produktlinien. Vor rund einem Jahr startete Oracle dazu das "Project Fusion". Ziel ist, bis 2008 auf Basis der eigenen "E-Business-Suite" sowie der zugekauften Applikationen von Peoplesoft, J.D. Edwards, Retek und Siebel eine durchgängige Anwendungslinie zu entwickeln. Obwohl Oracle-President Charles Phillips jüngst verkündete, man habe bereits die Hälfte des Entwicklungsweges hinter sich gebracht, bleiben die Informationen über die künftige Produktgeneration noch sehr vage.
Alles neu macht Fusion
Die Strategie basiere auf den drei Säulen "Fusion Applications", "Fusion Middleware" und "Fusion Architecture", erklärte Phillips. Letztere bezeichne die hinter der Business-Software-Strategie stehende Produktphilosophie, die auf Business-Intelligence-Funktionen, Grid Computing und einer Service-orientierten Architektur (SOA) aufbaut. Die Applikationen selbst sollen auf Java und offenen Standards wie der Business Process Execution Language (BPEL) und XML basieren. Darüber hinaus müsse eine gemeinsame konsistente Datenbasis aufgebaut werden. Mit den "Data Hubs" will Oracle je nach Kundenanforderung spezielle Datensilos bauen, beispielsweise für Kunden- und Produktinformationen. Phillips zufolge werde es jedoch nicht so sein, dass für die Fusion-Applikationen einfach nur der bestehende Code aus den verschiedenen Produktlinien zusammengeführt werde. Vielmehr handle es sich bei Fusion um eine komplett neu entwickelte Anwendung, in die Erfahrungen aus den bestehenden Lösungen einfließen sollen.