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Oracle singt das hohe Lied auf Linux

22.07.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der aktuelle Trend der IT-Evolution geht hin zu modular aufgebauten Systemen, dozierte Guy Cross, Leiter des Bereichs Business Development für das Linux-Geschäft in Asien, auf der Linux World in Singapur. Ansätze wie Grid- und Utility-Computing sowie Adaptive Enterprise (Hewlett-Packard) beziehungsweise On Demand (IBM) hätten den gemeinsamen Hintergrund, Anwender mit besseren Produkten zu reduzierten Kosten zu versorgen.

Cross betonte weiter die wichtige Bedeutung von Grid-Netzen und der damit zusammenhängenden Virtualisierung von Rechenkapazitäten. Anwender könnten mit diesem Konzept Standardkomponenten verwenden und diese kostengünstig zu leistungsfähigen Systemen zusammenschalten. Dies führe zu einer verbesserten Flexibilität der gesamten IT-Infrastruktur. Linux spiele eine zentrale Rolle bei diesen Überlegungen, führte der Oracle-Manager weiter aus. Das Open-Source-System bilde das optimale Betriebssystem für Grids. Oracle sei im Übrigen 1998 der erste Hersteller gewesen, der eine kommerzielle Datenbank für Linux angeboten hätte, erinnerte Cross in diesem Zusammenhang.

Um die Vorteile von Linux und Grids ausschöpfen zu können, sollten Anwender ihre IT-Infrastrukturen standardisieren, konsolidieren und so weit als möglich automatisieren. Die Antwort auf viele Fragen liege in der "O3-Zone". Darunter versteht der Oracle-Manager Open Source, Open Standards und Open Systems.

Während die Oracle-Verantwortlichen das hohe Lied auf Linux singen und die Kostenvorteile des Open-Source-Systems für die Anwender anpreisen, tut sich der Datenbankspezialist mit seinem eigenen Angebot schwer. Zwar versucht der im US-amerikanischen Redwood Shores beheimatete Softwarehersteller seit geraumer Zeit das Thema Grid zu puschen - das kleine "g" in den Namen für die aktuellen Datenbank-Releases soll die Grid-Fähigkeit des Produktes demonstrierten. Lizenz- und Preismodelle hinken diesem Anspruch jedoch hinterher. Gerade was die CPU-basierte Lizenzmetrik betrifft, kann der Datenbankspezialist bis heute kein Nutzerfreundliches Modell offerieren. Müssen Anwender für jede CPU im Grid eine Datenbanklizenz erwerben, sind die Kostenvorteile durch Linux schnell dahin. Gerade Anwender, die kein User-basiertes Lizenzmodell anwenden können, weil sie den Lizenzen keine dezidierten Nutzer zuweisen können, sind von diesem Problem betroffen.

Allerdings scheint derzeit Bewegung in das Lizenz-Modell von Oracle zu kommen. Nach monatelangen Diskussionen mit Analysten und Anwendern hat der Softwareanbieter jüngst seine Politik in Sachen Lizenzen für Multicore-CPUs geändert (siehe: Oracle-Management bestätigt neues Lizenzmodell). Statt einer vollen Lizenz je Rechenkern bemessen sich die Kosten pro Lizenz künftig mit dem Faktor 0,75 je Core. Vielleicht tut sich bald auch etwas in Sachen Grid-Computing. (ba)