SQL Server wird strategische Plattform

Oracle sagt Siebel den Kampf an

09.07.1999
MÜNCHEN (CW) - In einem internen Schreiben instruierte Oracle seine Mitarbeiter, daß Siebel bei Customer-Relationship-Management-(CRM-)Projekten künftig nicht mehr als Partner, sondern als Konkurrent einzustufen sei. Derweil lockt Siebel seine Kunden auf Microsofts "SQL Server".

Die Botschaft kam von Oracle-President Ray Lane persönlich. Seine interne E-Mail, auf die sich der Brancheninformationsdienst "Computergram" in einer Meldung beruft, weist die Mitarbeiter des Hauses an, im CRM-Umfeld Siebel künftig als Konkurrenten erster Klasse zu behandeln. Die Situation im Applikationsmarkt habe sich in den vergangenen sechs Monaten derart zugespitzt, daß die Beziehung zu Siebel nicht mehr länger als Partnerschaft gewertet werden könne, nur weil zahlreiche Installationen von dessen CRM-Lösung auf einer Oracle-Datenbank basierten.

Oracle hat in jüngster Zeit mehrfach versucht, durch aggressives Vorpreschen in eine dominante Position auf dem CRM-Markt zu gelangen. Den Anwendern der Firma Scopus, die Siebel im vergangenen Jahr übernommen hat, machten die Datenbanker zum Beispiel ein äußerst attraktives Angebot zum Schwenk auf die Oracle-eigenen CRM-Produkte. Siebel sei als Nummer eins dieser Branche nicht in der Lage gewesen, Scopus-Kunden eine passende Lösung anzubieten, hieß es in der Begründung.

Siebel seinerseits registriert zwar Oracles Drohgebärden, von einem Konkurrenten mag der Front-Office-Spezialist jedoch nicht sprechen. Bei Neukunden sei man sich noch nie über den Weg gelaufen, konstatierte Siebels Vice-President Bruce Cleveland trocken. Lane habe die Partnerschaft frühzeitig dazu benutzt, um in dem damals noch unreifen CRM-Markt Fuß zu fassen. Jetzt, da Customer Relationship in aller Munde sei, werde man aus dem Oracle-Programm "exkommuniziert". Rund 50 Prozent der Siebel-Installationsbasis laufen auf einer Oracle-Datenbank - Cleveland geht davon aus, daß Lane diese Kunden auf seine Seite ziehen will.

Da kommt es dem Siebel-Manager gerade recht, eine Partnerschaft mit Microsoft ankündigen zu können. Demnach soll SQL Server 7.0 zur strategischen Plattform für Siebels CRM-Applikationen avancieren. Ein Lockangebot für die integrierte Lösung bringt Cleveland gleich mit: Wer von Oracle oder einer anderen Datenbank auf SQL Server wechseln will, muß lediglich 170 Dollar pro Arbeitsplatz bezahlen. Darin enthalten sind Installation, Support sowie Microsofts Upgrade-Services.